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Karbide.
oxyd, Schwe£eldampf Ceriumsulfid. Geschmolzenes Kaliumchlorat und Kalium
permanganat wirken unter Entflammung ein. Wasser zerlegt das Karbid leicht,
und es entsteht ein Gasgemenge aus ca. 75% Acetylen, 3,5 bis 4% Aetliylen und
20 bis 21,5% Methan neben geringen Mengen flüssiger Kohlenwasserstoffe. Durch
Salzsäure wird es im Sinne folgender Gleichung zerlegt 4 ):
_ 2CeC 2 + 6HC1 = 2CeCl 3 + C 2 H 2 + C 2 H 4 .
Chromkarbid, Cr 3 C 2 , entsteht im elektrischen Ofen unter dem Einflüsse
eines Lichtbogens von 350 A. und 70 Volt aus kohlehaltigem Chrom. Es bildet
glänzende Blättchen vom spez. Gew. 5,61, die in starken Säuren unlöslich, in ver
dünnten Säuren aber löslich sind; sie werden von schmelzendem Kali nur wenig
angegriffen. Das Karbid ritzt Quarz und Topas.
Zuweilen entsteht noch ein zweites Chromkarbid, Cr 4 C, in langen, goldgelben
Nadeln vom spez. Gew. 6,75. Dasselbe ist schwerer schmelzbar als Platin und wird
durch Königswasser nicht angegriffen. Das Karbid ritzt Quarz. Eine Beimischung
von 0,5% desselben zu Kupfer macht dieses Metall sehr widerstandsfähig 2 ).
Eisenkarbid, Fe 3 C, erhielt Mo iss an 3 ) durch Erhitzen von reinem Eisen
und Zuckerkohle im elektrischen Ofen bei 3000° und plötzliches Abkühlen des
Produktes mit Wasser; Kristalle von D 1( . = 7,07, die von trockenem Sauerstoff nicht
angegriffen werden, als feines Pulver aber schon bei 150° verbrennen und bei 500°
in Schwefeldampf erglühen. Das Karbid ist identisch mit dem aus Stahl iso
lierten Ferrokarbid 4 ).
Eisenwolframkarbid, 2Fe 3 C . 3Wo 2 C, wird durch Erhitzen von 150 Ge
wichtsteilen Wolframsäure, 250 Gewichtsteilen Eisen und 80 Gewichtsteilen Koks
im Kohletiegel mittels eines Stromes von 900 A. und 45 Volt in 6 Minuten
neben WoC und WoC 2 erhalten. Das Produkt wird mit konzentrierter wässriger
Salzsäure oder Königswasser behandelt und mit dem Magneten aus dem Gemisch
von Graphit und Karbiden das Eisenwolframkarbid ausgezogen. — Es besteht aus
kleinen glänzenden Prismen der Dichte 13,4 bei 18°, ist magnetisch und wird
durch Salpetersäure und Schwefelsäure gelöst, durch Kalilauge, Kaliumchlorat,
Kaliumkarbonat und Kaliumbisulfat zersetzt. .Wasserstoff ist bei Rotglut ohne
AVirkung, Chlor erzeugt dabei Eisen- und Wolframchlorid; Brom und Jod wirken
langsamer ein; beim Erhitzen im Sauerstoffstrome oxydiert es sich langsam 5 ).
Kaliumkarbid, K 2 C 2 , entsteht nicht im elektrischen Ofen, weil es bei der
in demselben herrschenden Temperatur nicht existenzfähig ist 6 ).
Lanthankarbid, LaC 2 , wurde von Moissan 7 ) dadurch gewonnen, daß er
eine Mischung von 100 g Lanthanoxyd mit 80 g Zuckerkohle in einem Kohletiegel
feststampfte und dann ca. 12 Minuten lang einem Lichtbogen von 350 A. und
50 Volt aussetzte. Das Karbid wurde so als geschmolzene, homogene Masse mit
kristallinischem Bruch erhalten. Bruchstücke zeigten sich unter dem Mikroskope
durchsichtig und von gelblicher Färbung. Das spez. Gew. war 5,02 bei 20°.
Das Karbid wird von Fluor in der Wärme, von Chlor bei 250°, von Brom
bei 255° unter Bildung der Halogensalze angegriffen. Es wird bei Rotglut von
Sauerstoff verbrannt; Schwefel, Stickstoff und Phosphor sind selbst bei sehr hohen
Temperaturen — 700 bis 800° — ohne Einwirkung; dagegen erzeugt dampfförmiges
Selen unter energischer Reaktion eine Selenverbindung des Lanthans, welche durch
verdünnte Säuren unter Entbindung von Selenwasserstoff zersetzt wird. Kohle
wird von dem geschmolzenen Karbide gelöst, doch beim Erkalten als Graphit
wieder ausgeschieden.
AVasser zerlegt das Karbid leicht unter Entwicklung eines aus 70,8% Ace
tylen, 1,3% Aethylen und 27,9% Methan bestehenden Gasgemenges. Ebenso
wirken verdünnte Säuren leicht auf dgs Karbid ein, während konzentrierte Sal
petersäure wirkungslos ist und konzentrierte Schwefelsäure reduziert wird. Chlor
wasserstoffgas erzeugt Lanthanchlorid, Ammoniakgas in der Hitze eine Lanthan
stickstoffverbindung, welche durch schmelzendes Kali unter Ammoniakexhalation
4 ) W. Muthmann, H. Hofer, L. Weiß, Ann. Chem. 320, p. 231.
2 ) Moissan, Compt. rend. 110, p. 185 (1894).
3 ) Compt. rend. 124, p. 716.
4 ) Osmond u. Werth, Ann. des Mines 1885; Arnold u. Read, Journ. Chem.
Soc. 65, p. 788 (1894); Campbell, Amer. chem. Journ. 18, p. 837 (1896); v. Jüpt-
ner, Sammlung chem. u. chem.-techn. A r orträge I. Stuttgart 1896.
5 ) P. Williams, Compt. rend. 127, p. 410.
6 ) Moissan, Compt. rend. 126, p. 302.
7 ) Compt. rend. 123, p. 148 (1896).