Calciumkarbid.
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kuchen entstanden, so wird die obere Elektrode kockgezogen, der Strom
abgestellt, der Wagen kerausgezogen und durch einen neuen ersetzt.
Das Karbid wird aus dem Kuchen ausgelesen und der Rest nach Maß
gabe seiner Zusammensetzung der Beschickung zugesetzt.
Diesen fahrbaren Unterteil des Ofens finden wir in den Oefen
von Gin und Lei eux wieder, welcher von der Compagnie électro
métallurgique in Paris und von der Calciumkarbidfabrik Meran 0 in
Betrieb genommen ist. Auf einem fahrbaren Gestell steht ein in Eisen
gefaßter Mauerklotz, der in der Mitte als Elektrode eine Kohleplatte
trägt; auf dem Klotze erhebt sich der Tiegel in Gestalt von vier Fluß
eisenblechen, die an den Ecken zusammengefügt sind und durch leicht
entfernbare Bolzen mit dem Untergestell zusammenmontiert werden.
Dieser Eisentiegel ist nicht ausgemauert; es ist das nicht erforderlich, weil,
wie wir sahen, die Reaktion sich nur in der Lichtbogenzone abspielt und
die schlecht wärmeleitende, nicht in diese Zone gelangende Beschickungs
masse zwischen dem eigentlichen Reaktionsherd und den Tiegelwänden
diese vollkommen schützt. Der Tiegel wird unter ein ebenes Dach
von Mauerwerk gefahren, das von vier gemauerten Pfeilern getragen
wird, und die Fuge zwischen Dach und Tiegel mit Lehm verschmiert.
Durch die Mitte des Daches wird die obere bewegliche Elektrode ein
geführt und ebenfalls die grobkörnige Beschickung eingeworfen. Die
Reaktionsgase werden unter dem Dach durch einen Schornstein oder
Motor abgesogen. An der Ofenvorderwand sind einige feuerfeste Steine
im Innern eingebaut, so daß das feuerflüssige Karbid zwischen ihnen
ablaufen kann. Die Beschickung wird im Verhältnis 66 CaO : 34 C,
also mit großem Kalküberschuß, zusammengesetzt. Im Verlaufe von
einigen Arbeitstagen bekleidet sich das Innere der Oefen nach und
nach mit einer Kruste festen Karbids, so daß schließlich das Durch
stoßen der Abstichöffnungen nicht mehr ausführbar ist. Man läßt dann
das Karbid im Ofen und hebt, ohne den Strom zu unterbrechen, die
Elektrode allmählich höher, bis der Ofen fast ganz mit Karbid gefüllt
ist. Dann wird die Elektrode ganz aus dem Ofen herausgezogen und
über einen Nebenofen gebracht, der sogleich in Betrieb kommt. Das
in dem außer Betrieb gesetzten Ofen verbliebene Karbid wird mit dem
eisernen Ofenmantel herausgehoben; er bildet Blöcke von 1 m Durch
messer und 900 bis 1000 kg Gewicht. Solange die Blöcke rotglühend
sind, lassen sie sich leicht zerschlagen. Die Klumpen werden von
einer Brechmaschine zerkleinert und sortiert. Nach Angaben der
Pariser Gesellschaft (Haber, 1. c.) werden 4,5 kg sehr gutes Karbid
pro PS-Tag erreicht und für 1 t Karbid 1560 kg Beschickung ge
braucht. In der Meraner Fabrik * 2 ) beliefen sich die Gestehungskosten
für 1 t Karbid auf 145 Mk.
Auf ganz anderem Prinzip aufgebaut ist der Ofen von Rathenau,
dessen interessante Entwicklung erläutert sei. Bei der ursprünglichen
Konstruktion (Fig. 212) war in dem Ofenschacht ein Kohletrichter BB
eingesetzt, so daß nur die schmalen Fugen SS übrig blieben, aus denen
die Stichflamme den Ausweg fand. Der Trichter war von dem Kohle-
Kalk-Gemisch so angefüllt, daß die Kohleelektrode K fast bis zur
Stromzuführungsstelle Z praktisch luftdicht in der Beschickung ein-
9 Zeitschr. f. Elektroch. 0, p. 208 (1899).
2 ) Die Fabrik steht zur Zeit.