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Silicium.
Blei, so war dem Karborundum Graphit beigemischt; erhält man zu
wenig Blei, so deutet das auf einen Gehalt an Sand 1 ).
Die Verwendung des Siliciumkarbids beruht in erster Linie auf
seiner Härte, die es häufig befähigt, den Diamanten zu vertreten. So
dient es zur Herstellung von Schleifartikeln verschiedenster Art.
Die Herstellung derselben geschieht größtenteils in der Weise, daß
das Karborundum mit Kaolin und Feldspat in bestimmten Verhältnissen
gemischt, die Mischung geformt und hydraulisch gepreßt wird, worauf
die Masse in einem (Porzellan-)Ofen gebrannt wird.
Neuerdings wird das Siliciumkarbid erfolgreich an Stelle von
Ferrosilicium in der Stahlfabrikation verwandt; es erscheint dafür ge
eigneter einmal wegen seines höheren Siliciumgehaltes, dann weil es
— im Gegensatz zum Ferrosilicium — als endothermische Verbindung
bei seiner Zersetzung Wärme abgibt und dadurch an sich die Flüssig
keit der Masse befördert; es ist außerdem nahezu chemisch rein und
ohne schädliche Beimengungen und ökonomischer, weil es direkt im
Gießlöffel dem Stahlbade zugesetzt werden kann, wo es völlig aus
genutzt wird, während im Konverter Siliciumverluste durch Abgabe
an die basische Ausfütterung unvermeidlich sind.
Endlich hat sich das Karborundum auch als Schutzanstrich von
Ofengewölben, Feuerbrücken etc. bewährt, zu welchem Zwecke es
mit Wasserglas aufgetragen wird.
Silicium.
Im historischen Teile (S. 227) ist bereits erwähnt worden, daß
Gore durch Elektrolyse von Kaliumsilikat, welches er durch Zu
sammenschmelzen von 1 Teil Kieselsäure und 2 1 /-t Teilen Kalium
karbonat gewann, kristallisiertes Silicium dargestellt hat; sowie daß
Ullig 1864 bei der Wiederholung des Versuches mit Kieselfluorkalium
amorphes Silicium erhielt.
Neuerdings ist es Moissan gelungen, das Silicium auch durch
Reduktion von Kieselsäure mit Kohle in seinem elektrischen Ofen dar
zustellen. Schon früher hatte er beobachtet, daß Kieselsäure bei
Strömen von 1000 A. und 50 Volt sich als dichter Rauch ver
flüchtigt, der sich zu sehr leichten, lange in der Luft schwebenden
Teilchen verdichtet. Läßt man nun den Strom nur so lange ge
schlossen, daß nicht sämtliches Siliciumdioxyd verdampft, so findet
man nach dem Erkalten die Schmelze in ihrem unteren Teile mit
Kristallen von Silicium durchsetzt.
Leicht läßt sich die Reduktion der Kieselsäure erreichen, wenn
man ein Gemenge von gepulvertem Bergkristall mit Kohlepulver in
einem unten geschlossenen Kohlezylinder der elektrischen Hitzung aus
setzt. Nach dem Erkalten ist die Oeffnung des Zylinders mit flockiger
Kieselsäure gefüllt, weiter unten befinden sich fast farblose Kristalle
von Siliciumkarbid, und endlich folgt ein von erstarrten Tröpf
chen durchsetzter Ring von schwarzen, glänzenden Kristallen von
Silicium, denen freilich noch Siliciumkarbid beigemengt ist. Diese
Kristalle werden nur von einem Gemisch von Salpetersäure und Fluß-
0 Albert Goetzl, Chem. Ztg. 26, p. 967 (1902).