Full text: Handbuch der Elektrochemie

Zuckerfabrikation. 
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Nach Beendigung der Elektrolyse läßt man den Saft von dem 
Bleiniederschlage ab, filtriert ihn und gibt, falls sich noch Spuren von 
Blei in dem Safte finden sollten, Phosphorsäure bis zur schwach sauren 
Reaktion hinzu, wobei Bleiphosphat ausfällt. Die überschüssige Phos 
phorsäure wird durch Kalk entfernt. Nach Filtration geht die weitere 
Verarbeitung des Saftes ihren gewöhnlichen Gang. 
A. Bau dry 1 ) neutralisiert die mit Kalk versetzten Säfte mit 
schwefliger Säure und elektrolysiert sie nach Filtration in Bädern, die 
durch zwei poröse Scheidewände in drei Kammern geteilt sind; die 
Elektroden sitzen auf einer sich langsam drehenden Achse; als Anoden 
metall kann Zink, Zinn, Aluminium, Blei, Eisen oder Nickel, als Ka 
thodenmetall muß ein in alkalischen Lösungen unangreifbares Material 
Verwendung finden. Man elektrolysiert in der Wärme, wobei die 
mittlere große Anodenkammer den Saft, die beiden seitlichen Kathoden 
kammern Wasser erhalten. Nach einiger Zeit wird die elektrolysierte 
Anodenflüssigkeit abgezogen, zur Sirupdicke eingedampft, mit etwas 
Kalk oder Baryt versetzt, mit schwefliger Säure neutralisiert und nun 
mehr im Kathodenraume elektrolysiert. Bei der ersten Elektrolyse 
sollen die basischen Ionen zur Kathode, bei der zweiten die sauren 
Ionen zur Anode wandern, so daß ein reiner, durch die schweflige 
Säure farbloser Saft das Endergebnis ist. 
J. H. Lavallay und Bourgoin 2 3 ) elektrolysieren unter Zugabe 
von Manganaten der alkalischen Erden; Nodon und Piettre von 
Mangansuperoxyd :! ); H. Palm 4 ) schlägt als Kathodenmaterial Queck 
silber oder leicht schmelzbare Legierungen vor, welche die bei der 
Elektrolyse frei werdenden Alkalimetalle fixieren und so aus den Säften 
entfernen sollen. 
Viel besprochen wird ein Verfahren von Say-Gramme, von dem 
aber nur bekannt geworden ist, daß es sehr teuer arbeitet. 
Günstige Erfolge soll Ozon bei der Saftreinigung zeitigen, indem 
dadurch besonders die den bitteren Geschmack der Zuckerrübe hervor 
rufenden Substanzen zerstört werden; etwa 50°/o der den Siruj) ver 
unreinigenden Stoffe sollen beseitigt werden 5 6 ). 
Noch günstiger sind nach F. Peters 5 ) die Erfolge, welche Ozon 
behandlung in Kombination mit Elektrolyse herbeiführt; die Ent 
färbung beträgt danach 95 °/o, der Reinheitsquotient steigt um 36 °/o; 
der Geschmack des Sirups wird reiner und Gärung und Pilzbildung 
Averden verhindert 7 ). 
A. Wohl und Alex. Kollrepp führen die elektrolytische Zucker 
saftreinigung unter Zusatz von Bleisaccharat oder anderer leicht an 
greifbarer basischer Blei- oder Zinkverbindungen, welche die an der 
positiven Stromelektrode frei werdenden Säuren binden, zum Zucker 
säfte aus. Aus dem entstandenen Bleioxydniederschlage wird das Blei 
saccharat durch Behandeln mit dem bei der Reinigung gewonnenen 
6 D.R.P. Nr. 111324 von 1898; Engl. Pat. Nr. 711375 von 1899. 
2 ) D.R.P. Nr. 112120 von 1898. 
3 ) D.R.P. Nr. 131875. 
4 ) D.R.P. Nr. 115630 von 1900. 
5 ) Verley, L’industr. électro-chim. 3, p. 25 (1899). 
6 ) Zeitschr. f. Elektroch. 5, p. 265. 
7 ) G. Schollm eyer, D.R.P. Nr. 109355 von 1899. 
Ahrens, Handbuch der Elektrochemie. 2. Aufl. 
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