Full text: Handbuch der Elektrochemie

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Gärungsindustrien. 
Alkali und zuckerhaltigen Abläufen regeneriert; infolgedessen geht der 
Zucker dieser Abläufe bei der darauf folgenden elektrolytischen Reini 
gung weiterer Mengen von Zuckersaft unter Beigabe dieses mittels der 
zuckerhaltigen Abläufe regenerierten Bleisaccbarats als reiner Zucker 
in Lösung und wird so gewonnen 1 ). 
Trotz der mancherlei veröffentlichten günstigen Betriebserfahrungen 
mit elektrischer Saftreinigung stehen die Zuckerfabrikanten im all 
gemeinen derselben sehr skeptisch gegenüber. 
Man hat versucht, die Schlempekohle, welche in Spiritus 
fabriken und in den Melasseentzuckerungsfabriken als letztes Produkt 
des Prozesses gewonnen wird und welche wesentlich aus Kaliumkarbonat 
und Natriumkarbonat neben geringeren, aber doch nicht unerheblichen 
Mengen von Kaliumchlorid, Kaliumsulfat und wenig Kaliumphosphat 
besteht, durch Elektrolyse an Kaliumkarbonat anzureichern 2 ). Das ge 
lingt in der Tat, und zwar vorzugsweise auf Kosten des Chlorkaliums, 
aber der erzielte Effekt steht in keinem Verhältnisse zu dem dafür 
notwendigen Aufwand an elektrischer Energie. 
Gärungsindustrien. 
Von verschiedenen Seiten wird die Anwendung des elektrischen 
Stromes in den Gärungsgewerben warm befürwortet, und werden die 
Erfolge, die dadurch erzielt werden können, sehr hoch angeschlagen, 
doch hat sich die Praxis, soweit bekannt geworden, demselben gegen 
über bisher im allgemeinen ablehnend verhalten. So wird es genügen, 
kurz die Richtung anzudeuten, in der sich die Versuche bis jetzt be 
wegt haben. 
Möller 3 ) beobachtete, daß hei Einwirkung des elektrischen Stromes 
auf Flüssigkeiten, welche verschiedene Mikroorganismen enthalten, unter 
bestimmten Umständen nur eine bestimmte Gattung derselben lebens 
fähig bleibt. Man soll auf diese Weise Hefe nicht nur frei von Ver 
unreinigungen erhalten, sondern auch durch Anwendung einer bestimm 
ten, stets gleichen Stromstärke die gewünschte Hefeart dauernd erzielen 
und vor Degeneration schützen können. Zu dem Zwecke wird die 
Maische nach dem Verzuckerungsprozesse direkt auf die Anstelltemperatur 
von 15 bis 18° C. abgekühlt, während man gleichzeitig einen Strom 
bis zu 5 A, je nach Konzentration der Maische, einwirken läßt. Sehr 
vorteilhaft erwiesen sich dabei Aluminiumplatten als Anoden, da Alu 
miniumsalze günstig für die Hefeernährung sein sollen. Die zur An 
stellung dienende Mutterhefe wird ebenfalls mit einem Strome von 
der für die bestimmte Hefeart passenden Stärke elektrisch behandelt, 
indem das Metallgefäß in den positiven Stromkreis eingeschlossen wird. 
Man läßt den Strom so lange wirken, bis alle fremden Fermente in 
der Hefe getötet sind, wobei bei 5 A. Stromstärke meistens ca. 15 Mi 
nuten erforderlich sind. Die sodann reine Hefe wird mit gekühlter 
Maische vorgestellt und während der sofort eintretenden rapiden 
Hefe Vermehrung noch mit demselben Strom behandelt. Dadurch soll 
ff D.R.P. Nr. 136670 von 1901. 
2 ) B. Moog, D.R.P. Nr. 104 910. 
3 ) Elektroch. Zeitsehr. 1895, p. 118.
	        
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