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Gerbung.
Behandlung und unter Zusatz von etwas Terpentinöl rotieren; es hieß
jedoch, daß man sich die Elektrizität sparen könnte, wenn man für
das andere sorgte.
Abom und Landin in Norköping führten 1887 x ) Wechselstrom
ein. Huldstrand verbesserte deren Verfahren, welches 1891 auf
der elektrotechnischen Ausstellung in Frankfurt a. M. von Zerener * 2 )
vorgeführt wurde. Die Häute, schwere Vaches, waren von Philipp! in
Bonames zubereitet; die Brühe bestand aus Eichenlohe oder Eichen
lohe und Fichtenlohe für Kalbfelle unter Zusatz von etwas Valonea
bezw. Sumach bei herannahender Gare. Der Strom von 43 Volt und
50 A. wurde meist auf 5 bis 7 Stunden täglich angestellt und trat
durch Kupferplatten von 0,5 mm in die Bütten von 1,5 X 1 X 1,2 m
ein; die Häute wurden öfter umgehängt.
Nach der Gerberzeitung vom 6. März 1892 war das so gewonnene
Oberleder sehr gut, und das Unterleder unter Berücksichtigung der
Schwierigkeiten solcher Schaugerbung überraschend gut gelungen.
Ein Fortschritt wurde durch Worms und Bale und durch Groth
erzielt, der zu bedeutenden praktischen Erfolgen führte.
Der Worms- und Baiesche Apparat (Fig. 293) 3 ), welcher die Ver
bindung von Bewegung und Strom ermöglicht, hat die Form einer
Trommel von 3,5 m Durchmesser und 2,5 m Länge; er faßt etwa
12 000 1 und ist im Innern des Zylindermantels in regelmäßigen Ab
ständen mit kurzen, geglätteten Zapfen gespickt. Am Zylindermantel
befinden sich in gleichmäßiger Entfernung voneinander vier quadra
tische Mannlöcher, welche durch Klappen mit Bajonettverschluß dicht
verschlossen werden können; ferner sind in der Mitte des Mantels in
gleichen Abständen vier Hähne angebracht, welche zum Ablassen der
Brühen dienen. Die Trommel dreht sich um ihre Achse, welche ihre
Lager in gußeisernen Trägern hat; die Trommel ist so aufgestellt, daß
ungefähr zwei Drittel derselben über dem Fußboden sich befinden,
während das letzte Drittel in eine zementierte, geneigte Längsrinne
hineinragt, welche den Zweck hat, die abgelassenen Brühen aufzunehmen
und einem Sammelbecken zufließen zu lassen.
Der elektrische Gleichstrom wird von einer kleinen Grammekom
poundmaschine geliefert, läuft in übersponnenen Drähten auf zwei
isolierte Klemmen und von da durch Federn, welche auf zwei rund um
die Trommel gelegte Kupferstreifen schleifen, die ihrerseits je mit ihren
Elektroden in Verbindung stehen. Die Elektroden bestehen aus Kupfer
draht und sind am inneren Zylindermantel befestigt.
Will man eine Gerbung vornehmen, so werden die wie gewöhn
lich mit Kalk zubereiteten Häute — ca. 700 kg — durch ein Mann
loch in die Trommel gebracht; man fügt ca. 5000 1 Eichenextrakt
lösung von 3° Be und für jede Trommel zwei Handfäßchen Terpentinöl
hinzu, worauf die Mannlöcher dicht verschlossen werden. Die Trommel
wird in Bewegung gesetzt und der Strom geschlossen. Man arbeitet
mit Strömen von 11,5 A. und 74 Volt. Man hält an, wenn die
Temperatur über 25° steigt.
») D.R P. Nr. 2052 von 1877 und 27273 von 1883.
2 ) D.R.P. Nr. 40 884 von 1886.
3 ) D.R.P. Nr. 41516 von 1887.