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bewohnen. In alle hat sie den mächtigen Trieb der Selbst
erhaltung tief eingepflanzt, und wenn sie auch die Individuen
oft dem Zufalle Preis zu geben scheint, so hat sie doch die
Bewahrung der Geschlechter mit der zärtlichsten Sorg
falt gepflegt, lind doch verschwinden sie, wenn sie ihre Be
stimmung erreicht haben, und treten ab von dem Schauplatze,
um die von ihnen eingenommenen Stellen ihren Nachfolgern
zu überlassen.— Ja sehen wir endlich nicht denselben immer
wiederkehrenden Wechsel, dieselben Bilder des Todes, die
uns hier unten umgeben, auch in jenen hohen Regionen
wieder erscheinen? Das große Gestirn, welches Tycho im
Jahre >672 im Sternbilde der Kassiopeia, in einer früher
ganz sternlosen Gegend, erblickte, das selbst Jupiter und
Venus an Hellem Glanze übertraf, das in wenig Mona
ten später an Licht und Farbe einer verlöschenden Kohle glich,
und endlich ganz verschwand, ohne eine Spur seines Da
seyns hinter sich zu lassen, und die ähnlichen Erscheinungen,
welche Kepler 1604 im Schlangenträger, und Cassini
1670 im Sternbilde des Schwans entdeckte — was können
sie anders gewesen seyn, als eine sterbende Welt, eine auf
lodernde Sonne, die mit allen ihren Planeten und Kometen
in Asche zerfällt?
Also auch dort oben, wie hier unten, ist Leben und Tod,
und wo immer, in der ganzen Natur, Geburt und
Wachsthum bemerkt wird, da muß auch Abnahme und Unter
gang seyn, scheinbarer Untergang wenigstens, wenn anders
aus dem Moder der Verwesung wieder neues Leben hervor
gehen soll. Uns mag immerhin das Schauspiel einer bren
nenden Welt, oder der llntergang eines ganzen Sonnenfyste-
mes entsetzlich dünken — vor Ihm, der nicht mit unserem Maße
mißt, ist der Tod des Cherubs gleich dem der Milb e, und vor
seinem Blicke ziehen Weltensysteme und Sonnenstäubchen
ohne Unterschied hin auf der von ihm befohlenen Bahn. Die
Erhaltung aller Wesen für eine bestimmte Zeit kann eben so-