Der glückliche Erfolg von Clairaut's Voraussage
machte so viel Aufsehen, daß ganz Paris von dem Namen
des großen Geometers wiederhallte; H aller) selbst wurde
darüber beinahe vergessen. Einige Schüler Clairaut's
gingen in ihrem Eifer so weit, die Methoden zur Berech
nung von Kometen - Bahnen, die ihr Lehrer angewendet
hatte, für die besten unter allen, die je erdacht wurden, zu
erklären. Clairaut hatte die Schwachheit, zu diesen über
triebenen Lobsprüchen still zu schweigen. Dieß brachte ihn
mit zwei der berühmtesten Mathematiker, L. Euler und
D'Alembert, die beide in demselben Fache treffliche, und
in mancher Rücksicht denen Clairaut's vorzuziehende Ar-
beiten geliefert hatten, in Opposition. Euler behandelte die
Sache mit der eigenen stoischen Gleichgültigkeit, die ihm die
Überlegenheit seines Geistes gab, und mit der er so oft von der
an seinen Werken begangenen literarischen Diebstählen sagte:
»Sobald eine Sache einmal gedruckt ist, gehört sie der Welt
»an, und ist weiter nicht mein Eigenthum.« D'Alembert
beobachtete lange Zeit hindurch dasselbe Stillschweigen, ob-
schon er mitten in Paris, wo er lebte, des ewigen Prcisens von
Clairaut's Verdiensten bald herzlich müde wurde; aber
endlich zwangen ihn einige nicht undeutliche Angriffe dieses
letzten, den die Unthätigkeit seiner Gegner kühner gemacht
haben mochte, eine offene Fehde mit ihm zu beginnen, die,
wie vorauszusehen war, nicht zu Clairaut's Ehre endigte.
Der Verdruß, den ihm diese Streitigkeit zuzog, ward
in etwas durch den Preis gemildert, mit dem seine und
I. A. Euler's Arbeiten über Kometen von der Petersbur
ger Akademie 1762 gekrönt wurden, mag aber doch mit an
dem frühen Tode schuld gewesen seyn, der diesen, durch die
Genialität und hauptsächlich durch die unübertreffliche Voll
endung seiner Arbeiten ausgezeichneten Gelehrten in seinem
Lasten Jahre der Wissenschaft entriß.