Full text: Calendariographie, oder Anleitung, alle Arten Kalender zu verfertigen

— 5 — 
nern gemeiny eigentlich gar nicht zu dem Kalender selbst, son 
dern ebenfalls zu den oben erwähnten unnützen Zuwagen gehö 
ren, ohne welchen der Kalender sehr wohl bestehen kann, und 
welche wir daher keinesweges in unseren Schutz zu nehmen ge 
sonnen sind. Wenn man von ihm erwartet, was er nicht ver 
sprochen hat; wenn man von ihm fordert, was er seiner Na 
tur nach nicht leisten soll, ja waS weder er, noch irgend einer 
dieser ungestümen Förderer selbst leisten kann, so mögen es 
sich diese letzten selbst zuschreiben, wenn sie sich in ihren Er 
wartungen getäuscht sehen. Das, was ihn eigentlich angeht, 
was eigentlich in seinen Kreis gehört, die Angabe der Wochen - 
und Monatstage, die Zeit- und Festrechnung der verschiedenen 
Völker, die Mondsviertel und Jahreszeiten, die Finsternisse , 
den Auf- und Untergang der Gestirne, und was dergleichen 
mehr ist, dieß alles gibt der Kalender, wenn er sonst diesen 
Ehrennamen verdient, so wahrhaft und so getreu an, als wohl 
nur wenige Bücher die in ihnen aufgestellten sogenannten 
Wahrheiten anzugeben im Stande seyn werden, so daß er, weit 
entfernt, jenen Vorwurf eines Lügenfreundes zu verdienen, al 
len anderen Büchern durch seine Liebe zur Offenheit und Wahr 
heit als Beyspiel und Muster vorleuchtet, dem sie, statt seinen 
altangestammten Ruhm zu schmälern, vielmehr nacheifern und 
ihm allmählig gleich zu kommen suchen sollten. 
Wenn wir aber auch diese fatalen Wetterverkündigungen 
zu dem eigentlichen Wesen des Kalenders rechnen müßten, da 
es in der That noch gar viele gibt, die ihn ohne diesem hetero 
genen Zusatze gar nicht kaufen würden — wenn wir also hier, 
wo zuerst nur von der Unschädlichkeit des Buches die 
Rede ist, zugeben müßten, daß es ihm in dieser Beziehung 
zuweilen, vielleicht sehr oft begegnen mag, nicht die Wahrheit 
zu sagen; ja wenn, wie es wohl oft der Fall seyn dürfte.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.