Full text: Calendariographie, oder Anleitung, alle Arten Kalender zu verfertigen

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haft unzähligen Leser desselben, welchen es nicht schon hun- ^rn geß 
dertmal betrogen hatte/ und doch keinen einzigen) der ihm ^ ^lar i 
demungeachtet nicht immer wieder glauben/ und sich in jeder w 
neuen Verlegenheit auch immer wieder mit neuem Vertrauen un $ um 
an dasselbe wenden wollte/ als ob er es mit dem offensten und desselben 
wahrhaftesten Freunde zu thun hatte. Wenn man uns von kanntlich 
irgend einem wilden oder zahmen Volke erzählte/ welches sich 
von jedem fremden Reisenden belügen und betriegen laßt/ und/ vorzüglic 
obschon bereits so oft hintergangen / sich doch wieder jedem kaß 
neuen Ankömmlinge mit Vertrauen in die Arme wirft — wer geben n 
von uns würde dieses Volk nicht/ für eineS der schwächsten Rang st 
allerdings/ aber auch zugleich für das kindlichste und gutmü- Zweifel 
thigste halten/ dessen Möglichkeit wir so lange bezweifeln muß- / n 
ten, bis man uns endlich sagt/ daß wir selbst dieses Volk sind/ unter u 
indem wir uns ganz eben so gegen die reisenden Kalender be- fuge, d 
tragen/ die uns alle zwölf Monate besuchen/ und mit jedem zeichen 
neuen Jahre auch ihre neuen Mährchen und Lügen anbiethen/ sehnlich 
und die wir/ so oft sie uns auch schon betrogen haben, immer einzige 
wieder mit vollem Vertrauen aufnehmen/ und oft noch theuer seyn wi 
genug bezahlen. Ein solches Geschlecht kann vielleicht auf keine rer, des 
ausgezeichnete Charakterstärke Anspruch machen, aber es kann A 
doch auch wahrhaftig nicht bösartig genannt werden, und wer sowohl 
diese kindlichgute Leichtgläubigkeit nicht für Tugend, als welche Verhält 
wir sie nicht anpreisen wollen, sondern für bloße Schwäche eigenthi 
hält, der mag bedenken, daß ein gewisser Grad von Schwäche Bezieh! 
sich so leicht mit Gutmüthigkeit paart, und daß auch er selbst, weit hi 
der strenge Sittenrichter, von jener nicht ganz frey seyn wird, so gros 
wenn er anders auf diese noch einigen Anspruch machen will. entbe 
Nachdem ich so beynahe zu viel über die Un schä dlich- sen 
ßeit des Buches gesagt habe, sollte nun auch der positive weiter 
Nutzen, .welchen dasselbe in allen Zeiten und bey allenVöl- nigsten 
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