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sammenkunft von Menschen/ von der großen Leipziger Messe
bis zu dem kleinsten Kirchmeßmarkt in unsern Dörfern; von dem
Congresse der Herren der Welt bis zu der Rathssitzung im Krah
winkel ; von der Versammlung des brittischen Parlaments bis
herab zu dem Stelldichein eines verliebten Pärchens im Mond
scheine/ keine/ welche sich ohne dieses Buch gehörig veranstal
ten ließ.
Da aber eine Sache sehr nothwendig / ja unentbehrlich
seyn kann, ohne deßwegen auch schon gut seyn zu müssen/ so
ist nun noch zu untersuchen/ ob der Kalender auch zu den wahr
haft guten Büchern gezählt werden soll. Bekanntlich ist diese
Untersuchung nicht leicht, da der Begriff des Guten, wenn von
Büchern die Rede ist, nicht weniger schwankend zu seyn pflegt,
als der des Schönen, und da Jeder gewöhnlich das dafür
nimmt, was ihm und seinen Ansichten am meisten zusagt. In
dessen hat uns schon der alte Aristoteles ein Kriterium hin
terlassen, mit welchem, wie ich hoffe, wenigstens die meisten
Leser zufrieden seyn werden. Als er nämlich gefragt wurde,
woran man ein wahrhaft gutes Buch erkenne, soll er in seiner
bekannten lakonischen Weise geantwortet haben: „Erstens, wenn
es alles sagt, was es sagen soll; zweytens, wenn es nicht mehr
sagt, als es sagen soll, und drittens, wenn es dieses so sagt,
wie es es sagen soll." — Wer aber erkennt nicht gleich auf den
ersten Blick an diesen drey Hauptkennzeichen unseren Kalender,
wo in geschlossener Kürze und in seit Jahrhunderten erprobten
und gleichsam geheiligten Formen nicht mehr und nicht minder
als Noth thut, und dieß gerade so, wie es Noth thut, gesagt
zu werden pflegt, so daß also auch von dieser Seite nicht leicht
ein Buch gefunden werden wird, welches mit diesem Buche al
ler Bücher in die Schranken treten könnte.
Alle übrigen Bücher, so viel ich deren kenne, lassen sich