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rein und ungestört von den ersten Jahrhunderten bis auf unsere
Zeiten durchgewunden hat.
Da diese merkwürdigen Gestalten des Mondes sich in nahe
Tagen wieder erneuerten, so nannte man diesen Zeitraum
Monat, und gab ihm abwechselnd 29 und 3 o Tage, so daß je
zwey nächstfolgende Monate auch zwey vollständige Wechsel der
Phasen des Mondes in sich schlossen. Dieses ist zugleich das erste
Beyspiel von Einschaltungen, die man in der Chronologie
aller Völkerschaften auf oft sehr verschiedene Weise angewendet
wieder findet. Denn da der bequemern Rechnung wegen jede
Periode nur eine bestimmte Anzahl von ganzen Tagen ent
hüllen soll, die durch die himmlischen Bewegungen gegebenen
Perioden aber, die wegen ihrer Regelmäßigkeit und allgemeinen
Sichtbarkeit vorzüglich zur Zeitbestimmung geschickt sind, ge
wöhnlich auch Theile von Tagen in sich begreifen, so mußte man,
um beyde Vortheile zu vereinigen, abwechselnd ungleiche Pe
rioden von ganzen Tagen so annehmen, daß eine bestimmte An
zahl dieser willkührlichen Zeitabschnitte einer eben so großen Zahl
von wahren, durch die Bewegungen der Himmelskörper gegebe
nen Perioden gleich war.
Allein man fühlte bald noch ein anderes Bedürfniß, wel
ches die vorhergehenden Einrichtungen wenigstens nicht unmit
telbar befriedigen konnten. Wie nämlich die Sonne durch ihre
tägliche Bewegung um die Erde den Tag und die Nacht er
zeugt, eben so bringt sie durch ihre jährliche Bewegung die
nicht minder auffallende Abwechslung der Jahreszeiten hervor,
und da viele unserer Geschäfte, besonders die des Ackerbaues,
der Schifffahrt u. a. an diese Jahreszeiten gebunden sind, und
von ihnen abhängen, so war es wünschenswerth und sogar
nothwendig, eine solche Zeireintheilung zu haben, welche sich
an die regelmäßige Wiederkehr der Jahreszeiten genau anschloß.