4. Natur der Linien. Sterntypen. 97
man durch einen mittelstarken elektrischen Funken er
hält, den man durch eine mit verdünntem Stickstoff
gefüllte Röhre springen lässt. Dasselbe besteht nämlich
ebenfalls aus Linien, die zu säulenförmigen durch dunkle
Zonen getrennte Gruppen vereinigt sind. Einige dieser
säulenförmigen Spectra lassen sich übrigens nicht in
Linien auflösen. Aehnliche Spectra sind in der Chemie
nicht leicht anzutreffen. Ueber die Natur und den
Ursprung dieser Spectra wird später die Rede sein.
Die erwähnten vier Haupttypen umfassen fast alle Sterne.
5. Es gibt indessen einige wenige Sterne, welche
keinem dieser vier Typen angehören, da sie isolirte ein
fache Linien besitzen und helle Linien anstatt der dunkeln
zeigen. Sie bilden einen fünften Typus, den der hellen
Linien.
Das ausgezeichnetste Beispiel dieser abweichenden
Sterne ist y (Gamma) in der Cassiopeja, dessen Spectrum
die Wasserstofflinien nicht durch Umkehrung schwarz,
sondern direct, d. h. hell zeigt. Dies ist der einzige
Stern am ganzen Himmel, welcher diese Erscheinung
zeigt. Nur ß in der Leier zeigt auch zuweilen helle
Wasserstofflinien, doch nicht immer, da er veränderlich ist.
Eine Verschiedenheit der Sternspectra vom Sonnen-
spectrum zeigt sich nicht nur in den Farben, sondern
auch in der chemischen Wirkung. Draper und Huggins,
welche Photographien von Sirius und a der Leier her
stellten, fanden im Violett und jenseit des Violetts
Streifen, welche ganz verschieden von den Streifen des
Sonnenspectrums waren. Derartige Beobachtungen sind
ausserordentlich schwierig. Zur Erzeugung eines photo
graphischen Eindruckes ist eine Zeit von 20 bis 30
Minuten, absolute Ruhe der Luft und höchst vollkommene
Bewegung des Instruments erforderlich.
Durch die Untersuchung der Spectra haben wir
interessante Verschiedenheiten bei den veränderlichen
Sternen kennen gelernt, welche uns den Schlüssel zur
Erklärung dieser Erscheinungen geben können, über
deren Natur man bisjetzt nur Vermuthungen haben
7
Secchi.