Full text: Die Sterne

Zweites Kapitel. Physik der Sterne. 
Das Spectrum, welches einen Augenblick lang sich in 
einer bestimmten Phase befindet, wird plötzlich in die 
folgende Phase vorgestossen und so entsteht die fort 
schreitende Bewegung. Da indessen die Bewegung der 
Wellen unbestimmt ist und bei starkem Wind oft in 
entgegengesetztem Sinne stattfindet, so ist jedenfalls 
diese Ursache nicht die einzige, vielleicht nicht einmal 
die wichtigste. 
Im Zenith ist die Bewegung sehr gering und gibt in 
den meisten Fällen nur Längsstreifen im Spectrum. 
Hier wird aber das Spectrum durch einen andern 
Umstand beeinflusst, welcher auch am Horizont wirk 
sam ist, aber in viel geringerm Maasse, sodass er 
vernachlässigt werden kann. Es ist dies die Brechung 
der Strahlen im teleskopischen Bilde. Das Spectralbild 
wird in unsern Apparaten nothwendigerweise durch 
eine cylindrische Linse erzeugt und befindet sich daher 
ausserhalb eines der beiden Brennpunkte, welche das 
mit einer solchen Linse versehene Fernrohr besitzt. Es 
fällt daher an eine Stelle der Brennebene, wo die 
secundären Beugungsringe sehr vergrössert und ver 
schwommen sind. Von diesen Ringen bekommt man 
eine Vorstellung, wenn man einen Stern ausserhalb des 
Brennpunktes des Teleskops betrachtet. Dieses Bild ist 
nun in beständiger Bewegung und dieser Bewegung 
müssen vorzugsweise die Längsstreifen zugeschrieben 
werden, welche das Spectrum eines im Zenith stehenden 
Sterns zeigt. 
Das Wesentliche der vorhergehenden Erörterungen 
lässt sich in folgenden Sätzen zusammenfassen: 1. Die 
Erscheinung des Funkeins ist atmosphärischen Ursprungs. 
2. Sie besteht in einer successiven Aenderung der 
Helligkeit und Farbe des Sterns, mit der nur eine sehr 
geringe Aenderung der Stellung verbunden ist. 3. Sie 
hängt von der zerstreuenden Kraft unserer Atmosphäre 
ab. 4. Die Bewegung der Luft bewirkt, dass die ver 
schiedenen Strahlen des durch die Luft erzeugten Stern- 
spectrums nacheinander in das Auge kommen und
	        
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