148 Zweites Kapitel. Physik der Sterne.
das Intervall zwischen dem Minimum und Maximum
1 Tag und 14 Stunden. Die Veränderlichkeit dieses
Sterns wurde 1784 von Goodricke entdeckt. Durch
den schnellem Uebergang vom Minimum zum Maximum
und den langsamem vom Maximum zum Minimum hat die
Veränderlichkeit dieses Sterns einige Aehnlichkeit mit der
Aenderungder Sonnenflecken. Trotz dieser Unregelmässig
keit ist es wahrscheinlich, dass die Veränderlichkeit mit
einer Rotation des Sterns in Zusammenhang steht.
Auch der Stern ß der Leier ist veränderlich. Er
hat eine doppelte Periode, zwei getrennte Maxima und
zwei Minima. Die Hauptperiode ist gleich 12 Tagen
‘21 Stunden 53 Minuten. Im Maximum ist er dritter
bis vierter, im ersten Minimum vierter bis dritter, im
zweiten Minimum vierter bis fünfter Grösse. Im Spectrum
dieses Sterns bemerkte ich einmal zur Zeit der grössten
Helligkeit die hellen Wasserstofflinien wie in y der
Cassiopeja. Trotz häufiger Beobachtung habe ich die
selben nicht wieder bemerkt.
Ein sehr bemerkenswerther Stern ist Algol oder ß
des Perseus, welcher im Haupt der Medusa steht. Der
selbe ist gewöhnlich zweiter Grösse und behält seine
grösste Helligkeit unverändert 2 Tage und 13 Stunden
bei. Dann nimmt er langsam ab und sinkt in 3 Stunden
30 Minuten bis zu vierter Grösse herab. In diesem
Zustand verharrt er nur kurze Zeit, höchstens 7 bis
8 Minuten und kehrt dann in weitern 3 Stunden und
30 Minuten in seinen ursprünglichen Zustand zurück.
Die Periode dauert im ganzen 2 Tage 20 Stunden
48 Minuten 55 Secunden. Die Veränderlichkeit dieses
Sterns wurde 1G69 von Montanari entdeckt. Eine
wiederholte spectroskopische Untersuchung dieses Sterns
in den verschiedenen Phasen liess keine Veränderlichkeit
des Spectrums erkennen. Dasselbe ist immer, auch zur
Zeit des Minimums, vom ersten Typus. Diese That-
sache in Verbindung mit dem eigenthümliclien Verlauf
seiner Periode beweist, dass in diesem Fall die Ver
änderlichkeit weder durch Dampferuptionen, noch durch