Full text: Die Sterne

1. Eigenbewegungen der Sterne. 185 
Erst nach einem riesigen Fortschritt der Wissenschaft 
konnte sich die Vorstellung Bahn brechen, dass sich 
die Erde um die Sonne bewege, wodurch diese zum 
Centrum des Weltalls wurde. Nachdem jedoch der 
menschliche Geist sich einmal in diese Ideen eingelebt 
und begriffen hatte, dass die Unbeweglichkeit der Dinge 
auf einem Himmelskörper sehr wohl mit einer Bewegung 
desselben im Raum vereinbar sei, zog man auch bald 
die weitere Folgerung, dass auch die Sonne mit ihrem 
ganzen System in Bewegung sein könne, und mit der 
Sonne sämmtliche Fixsterne, da die Vorstellung von 
der festen Himmelskugel längst geschwunden war und 
die Sterne nur als ebenso viel Sonnen betrachtet wurden, 
die von der unserigen unabhängig sind und sich in 
Entfernungen befinden, von denen wir uns keine Vor 
stellung machen können. 
Halley war der erste, der die Beweglichkeit der 
Fixsterne ahnte und dieselbe durch Beobachtungen zu 
bestätigen suchte. Indem er die von den ältesten 
Katalogen gegebenen Stellungen von Sirius, Arcturus, 
Aldebaran und andern Sternen mit den zu seiner Zeit 
beobachteten Stellungen verglich, fand er, dass die 
selben um 37, 42 und 33 Minuten verschieden waren, 
auch wenn er alle durch Präcession der Aequinoctien 
und die jährlichen periodischen Schwankungen ver 
ursachten Aenderungen der Stellung in Rechnung zog. 
Diese nicht unerheblichen Unterschiede konnten unmög 
lich in Irrthümern oder Beobachtungsfehlern ihren Grund 
haben. Die Aenderung in der Stellung Aldebarans ist 
auch durch eine den 11. März 509 nach Christi Geburt 
zu Athen beobachteten Verfinsterung durch den Mond 
bestätigt, eine Erscheinung, die unmöglich hätte statt 
finden können, wenn der Stern damals dieselbe Stellung 
gehabt hätte wie jetzt. 
Durch diese Thatsachen war die Wahrscheinlichkeit 
einer Bewegung der Sterne zur Gewissheit geworden, 
allein die unvollkommenen Beobachtungen alter Zeiten 
und die geringe Grösse dieser Bewegungen boten keine
	        
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