186 Drittes Kapitel. Bewegungen der Sterne.
genügende Sicherheit für praktische Folgerungen. Erst
in neuerer Zeit wurden Beobachtungen von solcher
Genauigkeit angestellt, dass auch ein verhältnissmässig
kurzer Zeitraum genügte, die Gesetze der Fixstern
bewegung mit Sicherheit zu bestimmen.
Man wird die Schwierigkeit dieser Untersuchungen
begreifen, wenn man bedenkt, dass diese Bewegungen
bei den meisten Sternen nicht eine Secunde im Jahre
erreichen. Die grössten Bewegungen überschreiten nicht
den Werth von 6 bis 7 Secunden und diese kommen
nur bei einigen wenigen Sternen vor. Solange daher
die Beobachtungen nicht auf eine sehr kleine Secunden-
zahl sicher waren, war es nicht möglich, diese Be
wegungen abgesondert von den Beobachtungsfehlern zu
erkennen. Eine gute Beobachtung erfordert nicht nur
einen geübten Beobachter, sondern auch eine grosse
Vollkommenheit des Instruments. Instrumente, welche
zu diesen höchst genauen Beobachtungen erforderlich
sind, besitzen wir aber erst seit etwa einem Jahrhundert,
seit der Zeit Bradley’s, als Graham und Bird die
Theilung der Kreise, die Uhren und die Passageinstru
mente bedeutend verbesserten. Zu dieser Zeit wurden
die nöthigen Grundlagen für diese schwierigen Unter
suchungen gelegt. Mit Hülfe dieser frühem Angaben
ist es den neuern Astronomen gelungen, diese Bewegungen
mit grosser Genauigkeit zu bestimmen. Diese Be
stimmungen werden im Laufe der Zeit immer genauer.
So konnte Argeiander durch Vergleichung seiner Beob
achtungen mit denen Bradley’s eine genaue Lösung
dieses grossen Problems anbahnen. Die folgende Tabelle
enthält ein Verzeichniss der hellem Sterne, welche eine
Eigenbewegung von mehr als 10 Secunden in 70 Jahren
besitzen. Dieselbe ist aus dem Werk Struve’s: „Stellarum
fixarum in primis duplicium atque multiplicium positio-
nes mediae etc.“, S. CLIII fg. (Petropoli 1852) entlehnt.
Das Originalverzeichniss ist viel umfangreicher und ent
hält auch kleinere Bewegungen. Nachfolgender Auszug
wird indessen für die Leser dieses Buchs genügen: