1. Die Sternbilder.
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in Wirklichkeit dagegen ist er 1° 20' vom Pol entfernt und
beschreibt daher einen Kreis mit einem Durchmesser von
2° 40'. Am Pol seihst befindet sich kein Stern und selbst,
wenn er vorhanden wäre, würde er wegen der als Prä-
cession oder Yorrücken der Nachtgleichen bezeichneten
Bewegung der Ilimmelskugel nicht unveränderlich an der
selben Stelle bleiben. Auf der entgegengesetzten Seite in
gleicher Entfernung von der Ilimmelsachse befindet sich
eine nicht minder schöne Sterngruppe in Form eines ge
dehnten M, genannt Cassiopeja. Ein drittes leicht zu
erkennendes Sternbild in der Nähe dieser beiden ist ein
schönes Kreuz auf der unter dem Namen der Milchstrasse
bekannten hellem Stelle des Himmels, der sogenannte
Schwan.
An einer anderen Stelle bezeichnet die Gruppe der
Ilyaden den Kopf des Stiers. In der Nähe des Stiers
befindet sich eine kleine scharf begrenzte Gruppe, die
sogenannte Glucke oder die Plejaden, sowie das
grosse und glänzende Sternbild des Orion.
Nachdem einmal die Anregung gegeben war, war es
leicht, auf der betretenen Bahn fortzuschreiten. Daher
wurde bald der Himmel mit Bildern der Phantasie bedeckt,
welche ihn mit Leben und Poesie erfüllten. Sowol
die natürlichen Gruppen, als die künstlichen, die man
bildete, um die einzelnen Gruppen in Zusammenhang
zu bringen, nennt man Sternbilder. Die noch jetzt
gebräuchlichen Namen derselben stammen zum Theil
aus der griechischen Mythologie und beziehen sich auf
die historisch-mythische Periode des Argonautenzugs.
Doch existiren deutliche Spuren älterer Benennungen,
von denen sich nicht unbedeutende Fragmente erhalten
haben. Man glaubte früher, sie stammten aus einer
ausserordentlich entlegenen Zeit, indem man sich auf die
Entdeckung von Himmelskarten und Thierkreisbildern
in den ägyptischen Tempeln von Esneli und Denderah
berief. Es ist indessen jetzt nachgewiesen, dass diese
Denkmale aus der Römerzeit stammen, und es hat sich
also die Annahme des hohen Alters als falsch erwiesen.