286 Viertes Kapitel. Ausdehnung des Weltraums.
3. Entfernung der Fixsterne.
Die Grösse der Schöpfung ist einer von denjenigen
Begi'iffen, welche den beschränkten menschlichen Geist
in Staunen setzen. Als zuerst die Schranken einer
materiellen Himmelskugel fielen und die an jener Kugel
angehefteten Sterne zu ebenso viel Sonnen wurden, stand
der Geist staunend vor der unermesslichen Ausdehnung
des Weltalls und der zahllosen Menge von Körpern,
welche dasselbe erfüllen. Um dieser für ihn unfass
baren Unendlichkeit zu entgehen, suchte er sich auf
schlecht ausgelegte Worte der Bibel zu stützen!
Wir dürfen uns über das Vergangene nicht wundern,
da sich in unsern Tagen derselbe Vorgang hinsichtlich
der Ausdehnung der Zeit wiederholt, der sich damals
für die Ausdehnung des Raums vollzog, indem es dem
menschlichen Geist schwer wird, sich die Myriaden von
Jahrhunderten vorzustellen, in deren Laufe unsere Erde
ihre heutige geologische Beschaffenheit annahm. Allein
die eine Vorstellung wird uns die andere erleichtern
und wir werden uns überzeugen, dass nur von dem
Schöpfer das Weltall in einer solchen Unendlichkeit
des Raums und der Zeit begriffen werden kann, die
wir nie vollständig zu erfassen im Stande sein werden.
Die Entfei’nungen der Himmelskörper werden im
allgemeinen mit Hülfe der Parallaxen bestimmt. Da
indessen für die Fixsterne die tägliche Parallaxe auch
nach ältern Vorstellungen ausserordentlich gering sein
musste, so suchte man die jährliche Parallaxe zu be
stimmen. Galilei machte zuerst darauf aufmerksam,
dass wenn AB (Fig. 77) der Durchmesser der von der
Erde um die Sonne beschi’iebenen Bahn und S ein
Stern ist, die Höhe desselben über der Ekliptik an
zwei entgegengesetzten Endpunkten eines Durchmessers,
BBS und DAS, verschieden sein muss, wenn der Stern
eine messbare Entfernung hat. Da eine directe und
absolute Messung dieses Winkels wegen seiner geringen