ßO Zweites Kapitel. Physik der Sterne.
dieselbe Farbe des Originals aufgefasst und wieder
gegeben worden ist.
Ebenso wird die Vollkommenheit der Bilder durch
die Beschaffenheit der Gläser des Fernrohrs beeinflusst.
Metallspiegel verursachen immer eine röthliche Färbung
der Objecte. Auch der Grad der Vergrösserung ist
nicht gleichgültig. Bei schwacher Vergrösserung herrscht
Weiss vor und die übrigen Farben (kein Stern hat eine
vollkommen einfache Farbe) treten zurück, bei starker
Vergrösserung sind trotz der Schwächung des Lichts
die verschiedenen Farben leichter zu unterscheiden.
Drittens darf die Beschaffenheit der Atmosphäre und
die Höhe des Sterns nicht ausser Acht gelassen werden.
In der Nähe des Horizonts erscheinen die Sterne, wie
die Sonne und der Mond, röthlich.
Die Farben der alleinstehenden Sterne sind schwieriger
zu bestimmen, als die Farben der Doppelsterne, da ein
Gegenstand zur Vergleichung fehlt. Ein Umstand ver
fälscht alle Farbenbestimmungen, nämlich die Benutzung
künstlicher Beleuchtung, die durch ihre gelbe Farbe
das Auge verwirrt und alle bisjetzt vorgeschlagenen
Farbenscalen unbrauchbar macht. Einen überraschen
den Beweis für diese Schwierigkeit der Beurtheilung
liefert die Thatsache, dass der Nebelfleck und der
planetarische Nebel im Orion deutlich grün sind, während
man sie allgemein für weiss hielt. Ich habe daher
für diese Farbenbestimmungen die Anwendung des
elektrischen Funkens vorgeschlagen, der zwischen Pol-
spitzen aus verschiedenen Substanzen überspringend,
eine Reihe bestimmter und verschiedener Farben liefert,
ohne die der Beobachter genöthigt wäre, sich aus
schliesslich auf das Gedächtniss zu verlassen, welches
namentlich bei derartigen Untersuchungen sehr unzu
verlässig ist. Bei den Doppelsternen entdeckt man die
Verschiedenheit der Färbung sehr leicht, da man sie
gleichzeitig betrachten und miteinander vergleichen kann.
Bei den Doppelsternen beobachtet man häufig die
eigenthümliche Erscheinung, dass ihre Farben com-