3. Spectra der Sterne.
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den durch einen Spalt erzeugten. Nachdem er dies
Mittel entdeckt hatte, wandte er es zur Untersuchung
der Planeten und Fixsterne an, um zu erkennen, ob
das Licht aller Himmelskörper gleicher Natur sei. Das
anfangs von ihm angewandte Instrument war ein
Theodolith mit einem Fernrohr, dessen Objectiv einen
Durchmesser von nur 13 Linien hatte, vor welchem
ein Prisma bester Qualität angebracht war. Indem er
durch dieses Instrument die Sterne direct mit Hülfe
der cylindrisclien Linse betrachtete, erhielt er ein
hinreichend breites Spectrum, um auch hier die Linien
erkennen zu können. Aus Versuchen, die ich mit einem
ähnlichen Apparat anstellte, ergab sich das Resultat,
dass ein einfaches Prisma auch ohne cylindrische Linse
ein hinreichend ausgedehntes Spectrum gibt, wenn nur
der brechende Winkel desselben gross genug, ungefähr
gleich 60° ist.
Fraunhofer fand auf diese Weise, dass, wie zu ver-
muthen war, das Spectrum des Mondes, der Venus und
des Jupiter mit dem Sonnenspectrum vollkommen über
einstimmten , während die Fixsterne im allgemeinen
abweichende Spectra zeigten. Im Spectrum des Sirius
bemerkte er eine starke schwarze Linie im Grün und
zwei im Blau. Aehnliche Linien fand er hei andern
Sternen, allein die Stellung derselben und die Beschaffen
heit der beobachteten Gruppen war eine ganz andere als
im Sonnenspectrum.'" Uebrigens wurde die Beobachtung
durch die geringe Lichtstärke sehr erschwert.
Später nahm er diese Untersuchungen mit einem
stärkern Instrument wieder auf, hauptsächlich in der
Absicht, zu untersuchen, ob alle Sterne Licht von
gleicher Brechbai’keit hätten. Er setzte vor das Objectiv
eines Fernrohrs von vier Zoll Oeffnung ein Prisma
von gleicher Grösse mit einem Winkel von 37° 40'.
Mit diesem Instrument erhielt er deutlichere und aus- *
* Vgl. Astronomische Abhandlungen von Schumacher
Altona 1823), S. 40.