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auf, ehe sie im Focus derselben das Bild des Gegenstandes
entworfen haben, und bringt dieses Bild näher zum Objective
hin; diese Linse heisst daher auch die Collectivlinse, wäh
rend die andere Linse das eigentliche Ocular bildet, und das in
ihrem Focus befindliche Bild vergrössert. Wollte man nun
einen Faden anbringen, so müsste er im Focus des eigent
lichen üculares aufgespannt werden, damit das Auge des Be
obachters ihn zugleich mit dem Bilde deutlich sehen könnte;
dann würden aber beide Aberrationen, die sphärische und
die chromatische, anders auf das Bild und auf den Faden
wirken, da die Lichtstrahlen des Bildes durch die Collec
tivlinse und die Ocularlinse; die Lichtstrahlen des Fa
dens aber nur durch die Ocularlinse gehen. Die Glä
ser sind so geschliffen, dass beide zusammen die Aberrationen
möglichst verringern; eines allein aber nicht; es wird also
das Bild des beobachteten Gegenstandes dem Auge in seiner
richtigen Form, das Bild des Fades aber durch die Aberra
tion verzerrt erscheinen, und daher zu allen Micrometer-
messungen untauglich sein. Dies ist der Grund, warum das
Huygensche Ocular bei Messungen nicht gebraucht wird.
Das Ocular der zweiten Art (das Ramsdensche) be
steht ebenfalls aus zwei plan-convexen Linsen (Fig. 16), aber
hier sind ihre convexe Seiten einander zugekehrt, und folg
lich die plane Seite der ersten Linse dem Objective, die
plane Seite der zweiten Linse aber, dem Auge des Beob
achters zugewandt. Die Brennweite der 2 ten Linse ist m $
der Brennweite der l sten Linse, und die Entfernung zwischen
beiden Linsen = § der Brennweite der l sten . Man stellt
dieses Ocular in das Fernrohr immer so ein, dass der ge
meinschaftliche Brennpunkt seiner beiden Linsen mit dem
Brennpunkte des Objectives zusammenfällt, wo auch die Fäden
ebenfalls angebracht werden müssen.
In optischer Beziehung sind die Huygensche Oculare
vorzüglicher, weil sie weniger der sphärischen Aberration