Full text: Strahlung und Temperatur der Sonne

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Scheiner, Strahlung und Temperatur der Sonne. 
Sicherheit erlangt haben. Es ist ja schliesslich leicht, nachdem das 
Sonnenlicht nahe bis zur Helligkeit der Vergleichsliclitquelle abgeschwächt 
ist, diese Gleichheit mit genügender Genauigkeit zu beurtheilen, nicht 
aber, die erforderliche enorme Abschwächung mit dem genügenden Grad 
von Sicherheit anzugeben. 
Im Jahre 1725 hat Bouguer 1 ) zuerst die Sonne mit der Flamme 
einer Wachskerze verglichen, indem er das Sonnenlicht, welches auf 
eine kleine Concavlinse von 2.25 mm Durchmesser fiel, auf einem Schirm 
in 180 cm Entfernung auffing; der Durchmesser des hier entstehenden 
Beleuchtungskreises war 24.3 cm, so dass die Dichtigkeit der Sonnen 
strahlen dadurch auf das 11 664 fache verringert war. Die Kerze brachte 
in einer Entfernung von 43.3 cm die gleiche Beleuchtungsstärke hervor; 
die 11 664 fache würde sie also in einer Entfernung von 4.01 mm er 
zeugt haben. 
Um die gleiche Beleuchtung wie die Sonne zu erzielen, müsste dem 
nach in 1 m Entfernung die Helligkeit von 62 000 Kerzen vereinigt sein, 
welche Zahl sich unter Berücksichtigung der Sonnenhöhe von 31° für das 
Zenith auf 75 600 erhöhen würde. Wegen des Lichtverlustes durch 
Reflexion an den beiden Flächen der Linse, deren Betrag man zu 10% 
annehmen kann, würde die Zahl endlich auf 82160 gebracht werden, 
immer noch etwas zu niedrig, wegen der nicht berechenbaren Absorption 
in der Linse. 
Wo liaston 2 ) hat im Jahre 1799 das Rumford’sche Schattenphoto 
meter zur Bestimmung der Sonnenhelligkeit benutzt, zu welchem Zweck 
er die Sonnenstrahlen durch eine kleine Oeffnung auf einen Schirm fallen 
Hess. Wollaston fand hierdurch als Kerzenequivalent der Sonne in 
1 m Entfernung die Zahl 59 881. Leider ist die Sonnenhöhe bei diesen 
Versuchen nicht bekannt; Müller nimmt als solche 60° an und ver 
bessert damit diese Zahl auf 61 446. Bei der Vergleichung dieser Zahlen 
unter einander und mit den gleich noch zu erwähnenden Bestimmungen 
ist das schlimmste, dass die benutzten Kerzen keinesfalls gleiche ge 
wesen sein werden, dass man sich also über starke Differenzen in den 
Resultaten durchaus nicht wundern darf. 
Thomson 3 ) hat ebenfalls mit Hülfe des Schattenphotometers die 
Sonne mit Kerzenlicht verglichen und dabei die Zahl 36 104 Meterkerzen 
erhalten. Die Beobachtungen waren im Winter bei nur 9° Sonnenhöhe 
angestellt, sind also wenig zuverlässig. 
Exner 4 ) hat mit Hülfe des Ritchie’schen Photometers auch eine 
kleinere Zahl von Meterkerzen erhalten, nämlich 46 950. 
1) Traité d’optique, 85. 
3) Nature 27, 277. 
2) Philos. Trans. R. Soc. 1829. 
4) Ber. d. Wien. Akad. 94.
	        
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