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Scheiner, Strahlung und Temperatur der Sonne.
Betrage dieser Factor massgebend ist; man kann aber, wie später aus
führlicher zu zeigen ist, immerhin Rücksicht auf diese Verhältnisse
nehmen.
Selbst nach genügender Lösung des Problems der Wärmeextinction
in der Erdatmosphäre lässt sich daher aus Strahlungsbeobachtungen
nicht die wirkliche, in der Photosphäre herrschende Sonnentemperatur
finden, sondern nur die Temperatur eines absolut schwarzen
Körpers vom gleichen scheinbaren Durchmesser wie die Sonne
und gleichem Strahlungseffecte.
Begnügt man sich mit der Bestimmung dieser effcctiven Sonnen
temperatur, so ist dabei auch der Umstand in Rechnung gezogen, dass
die Gültigkeit des Stefan’schen Gesetzes nur für absolut schwarze
Körper theoretisch bewiesen ist.
Noch eine Bemerkung dürfte hier am Platze sein. Die Sonne ist
jedenfalls in ihren bei Temperaturbestimmungen in Frage kommenden
Schichten gasförmig; da nun die Gase ein sehr geringes Wärmeleitungs
vermögen besitzen, so könnte es befremdlich erscheinen, dass nicht
bei Beibehaltung einer inneren hohen Temperatur die strahlenden
Schichten sich sehr bald abgekühlt haben. Es ist aber sehr wahr
scheinlich, dass die mangelnde Leitung durch starke Convectionsströme
ersetzt wird.
Es möge nun zur Darlegung der einzelnen Resultate übergegangen
werden.
Pouillet (1837)!) benutzte die Lambert’sche Theorie der Absorption
in der Erdatmosphäre. Er setzte also entsprechend die Weglänge in
der Luft gleich der Masse E der durchstrahlten Luft, nahm aber für
die Höhe der Atmosphäre einen viel zu grossen Werth an, nämlich y so
des Erdradius. Bezeichnet man die zu bestimmende Solarconstante
mit A, mit p den Transmissionscoefficienten der Luft, der bei Pouillet
zwischen 0.72 und 0.79 schwankt, so berechnet sich A aus der beobachteten
Q
Wärmemenge Q nach A —
Calorien.
pE‘
Im Mittel fand er A = 1.793 Gramm-
Die Sonnentemperatur leitete Pouillet unter Benutzung des Dulong-
und Petit’schen Gesetzes ab, musste also einen zu kleinen Werth er
halten. Er fand als effective Sonnentemperatur den Werth T — 1461°,
also bei der Annahme des Emissionsvermögens gleich 1. Würde das- 1
1) Compt. Rend. 7. 24.