Die Wärmestrahlung cler Bonne.
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strahlenden Oberfläche werden. Es ist schon lange bekannt, dass man
mit Hülfe von Brennspiegeln sehr hohe Temperaturen erzeugen kann,
und in neuerer Zeit hat Ceraski 1 ) Versuche mit einem Hohlspiegel
von 1 Meter Durchmesser, der nahe an dem Focus noch eine Goncen-
trationslinse enthielt, angestellt. Er fand, dass im Brennpunkte sämmt-
liche zugängliche Stoffe geschmolzen wurden, mit Ausnahme der Mag
nesia, deren sehr geringes Absorptionsvermögen aber wahrscheinlich die
Ursache hierfür war. Er taxirte die Brennpunktstemperatur auf ungefähr
3500°, und um nun einen Vergleich zu besitzen, mass er auch die
Temperatur im Brennpunkte, die ein elektrisches Bogenlicht von der
gleichen scheinbaren Grösse der Sonne erzeugte; es ergab sich hierfür
eine Temperaturerhöhung von 100° bis 105°. Ceraski schloss hieraus,
dass die Sonnentemperatur ausserordentlich viel höher sein müsse, als
die des elektrischen Lichts. Dieser Schluss ist aber nicht richtig; wahr
scheinlich hat Ceraski bei demselben das Newton’sche Strahlungs
gesetz zu Grunde gelegt. Die Ceraski’schen Zahlen führen vielmehr
nach dem Stefan’schen Gesetze zu einem durchaus plausibeln Werth
für die Sonnentemperatur, der nur unsicher bleibt, weil die Temperatur
des elektrischen Flammbogens nicht genau bekannt ist. Nimmt man an,
dass bei dem Ceraski’schen Verfahren die Aussentemperatur 15° be
tragen habe, so ergiebt sich als absolute Strahlungstemperatur im Brenn
punkte des Spiegels durch das Bogenlicht 393°, durch die Sonne 3788°;
die Temperatur der Sonne verhält sich daher zu der des Bogens wie
393 * Nimmt man letztere zu 3500° an, so resultirt als effective
Sonnentemperatur 6600°, für den Werth der Bogenlichttemperatur von
5000° resultirt 8800°.
Der erstere Werth stimmt so gut mit den anderen Bestimmungen
überein, dass man sich bei der naturgemäss grossen Unexactheit der
Versuche nur über diese Uebereinstimmung wundern kann.
Sieht man von dem sonstigen Interesse der Versuche mit Hohlspiegeln
ab, so haben dieselben übrigens für das Problem der Sonnentemperatur
nur wenig Bedeutung, da es ja unpraktisch ist, den Strahlungseffect
künstlich so zu vermehren, dass seine Bestimmung nur noch unter grossen
Schwierigkeiten möglich ist. — Die Ceraski’schen Zahlen bedürften
übrigens auch noch einer Correctur wegen der Extinction in der Erd
atmosphäre ; wegen der unbekannten Sonnenhöhe ist dieselbe aber nicht
anzugeben.
Aus der im Vorigen gegebenen Zusammenstellung lässt sich ersehen,
1) Annal, de l’Obs. de Moscou (2) 3.