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Scheiner, Strahlung und Temperatur der Sonne.
1) Wied. Ann. 1899.
2) Atti del Ist. Ven. (5) IV, 1 — 11.
Bei den Flammen tragen natürlich wie bei der Photosphäre auch die
glühenden Gase zur Ausstrahlung hei, doch überwiegt diejenige der
festen Partikel, wie sich leicht dadurch nachweisen lässt, dass bei
stärkerer Zufuhr von Sauerstoff zu einer Flamme wohl die Temperatur
derselben beträchtlich wächst, ihre Ausstrahlung aber abnimmt, da infolge
der besseren Verbrennung die Menge des ausgeschiedenen Kohlenstoffs
geringer wird, ein Resultat, welches ja auch vollständig mit dem directen
Anblicke, also unter Verwendung der optischen Strahlung allein, über
einstimmt.
Die Bestimmung der Strahlungsenergie einer leuchtenden Flamme
bereitet nun heute keine besonderen Schwierigkeiten mehr. So hat
neuerdings K. Ängström 1 ) mit Hülfe seines auf Seite 21 beschriebenen
Apparates gefunden, dass die Hefner’sche Normallampe pro Minute und
Quadratcentimeter eine Wärmemenge von 13.2 Gr.-Cal. ausstrahlt; wenn
diese Zahl auch nur einen vorläufigen Werth darstellt, dürfte derselbe
doch recht nahe richtig sein.
Nun beträgt nach Seite 48 die in der gleichen Einheit ausgedrückte
Strahlung der Photosphäre 6.0 Gr.-Cal., und hieraus berechnet sich die
von einem Quadratcentimeter in der Minute von der Photosphäre ausge
strahlte Wärmemenge zu 42110 Gr.-Cal. Die vierte Wurzel aus dem
Verhältniss
42110
13.2
giebt daher an, um wievielmal die Sonnentemperatur
höher ist, als die mittlere Temperatur der Hefner’schen Lampe, das
ist um das 7.52 fache.
Die Bestimmung von mittleren Flammentemperaturen bietet eine ziem
lich grosse, wenngleich durchaus nicht unüberwindliche Schwierigkeit,
da zu diesem Zwecke metallische Körper (Thermoelemente, Bolometer
draht u. s. w.) in die Flamme eingeführt werden müssen, die wegen ihrer
Leitungsfähigkeit und wegen ihrer starken Ausstrahlung stets unter der
wahren Flammentemperatur bleiben.
Temperaturbestimmungen der Ilefn er’sehen Flamme scheinen bisher
nicht angestellt worden zu sein; doch ist anzunehmen, dass die Tem
peratur dieser Flamme nicht wesentlich verschieden von der einer Kerzen
oder gewöhnlichen Petroleumflamme ist. Rosetti 2 ) hat für die ab
solute Temperatur der ersteren Werthe zwischen 900° und 1200°, der
letzteren 1000° bis 1300° gefunden. Diese Werthe sind wahrscheinlich
etwas zu niedrig, da Rosetti als Maximaltemperatur der Bunsenflamme
1623° ermittelt hat, während dieselbe nach den neuesten Bestimmungen