Die Wärmestrahlung der Sonne.
63
wo m — 27.26 Tagen angenommen war. Die Differenz zwischen Maxi
mum und Minimum betrug in guter Uebereinstimmung mit Nervander
und Carlini 09697. Die Berliner Beobachtungen der gleichen Jahre
benutzte D’Arrest zur Ableitung einer Formel, welche zwei Maxima
und Minima enthält, nämlich:
1091407 + 093724 sin (16°59' + m) — 093615 sin (33°57' + 2m );
hierin steigen die grössten Differenzen also auf mehr als das Doppelte
des ersten Werthes.
Es ist eine bekannte Erscheinung, dass man leicht in längeren Be
obachtungsreihen, z. B. solchen meteorologischer Natur, fast beliebige
Perioden finden kann, besonders wenn der Nullpunkt derselben ebenfalls
beliebig liegen kann, die natürlich keinen reellen Werth besitzen. Am
bedenklichsten aber ist bei derartigen Untersuchungen die Frage der
Rotationsdauer der Sonne, da bekannt ist, dass von einer bestimmten
Rotationsdauer der Sonne überhaupt nicht die Rede sein kann.
Veränderungen der Sonnentemperatur.
Ich komme nun zur Behandlung der wichtigen Frage, ob die Tem
peratur der Sonne merklichen säcularen oder periodischen Veränderungen
unterworfen ist. 1
1. Die säculare Abnahme der Sonnenwärme.
Zunächst drängt sich sofort die Gewissheit auf, dass durch die Aus
strahlung die Wärmemenge der Sonne ständig abnehmen muss — falls
dieselbe nicht wieder von aussen her ersetzt wird —, und dass damit
auch eine Abnahme der Temperatur zu erwarten ist.
Aus den in den vorhergehenden Betrachtungen gewonnenen Zahlen
lässt sich leicht berechnen, welchen Verlust an Kraft die Sonne jährlich
infolge ihrer Ausstrahlung in den Raum hinein erleidet.
Als wahrscheinlichsten Werth für die Solarconstante hatten wir den
Betrag von 4.0 Gr.-Calorien erhalten, d. h. die Sonne strahlt auf jedes
Quadrateentimeter während einer Minute in der mittleren Entfernung
von 149 480 976 Kilometer (Parallaxe = 8".80) 4.0 Grammcalorien aus.—
Es ist diese Zahl zu nehmen und nicht die wegen der Absorption der
Sonnenatmosphäre corrigirte, da ja der absorbirte Betrag der Sonne
wieder zu Gute kommt. — Der Gesammtverlust der Wärme durch die
Ausstrahlung in der Minute ist also gleich dieser Zahl, multiplicirt mit der
Anzahl der Quadrateentimeter einer Kugeloberfläche mit dem Radius