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Scheiner, Strahlung und Temperatur der Sonne.
temperatur sein, wenn die Verdichtung plötzlich vor sich gegangen wäre,
oder bei langsamer Entwickelung, wenn keine Ausstrahlung stattgefunden
hätte.
Die Annahme, dass die Sonnenmaterie sich aus dem Unendlichen
verdichtet habe, ist nun nicht richtig; indessen hat v. Helmholtz ge
zeigt, dass der hierdurch begangene Fehler nur sehr gering ist. Beginnt
die Zusammenziehung vom Radius R 0 und erstreckt sich bis zum
Radius R v so ist die dadurch bedingte Temperatursteigerung
Macht man dann die jedenfalls zu kleine Annahme, dass die Sonnen
streckt habe, so verkleinert sich t ebenfalls nur um . Der wahre
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Werth ist zweifellos zwischen diesen Grenzen eingeschlossen. Die Vor
aussetzung, dass die Sonne eine Kugel von gleichmässiger Dichtigkeit
sei, ist nun ebenfalls unrichtig; weil aber das Gesetz der Dichtigkeits
zunahme nach dem Centrum hin gänzlich unbekannt ist, kann eine
andere Berechnung nicht durchgeführt werden. Es ist jedoch zu be
merken, dass die Voraussetzung gleichmässiger Dichtigkeit den kleinsten
Werth für das Potential und damit für t liefert, dass also für die vor
liegende Betrachtung der ungünstigste Fall benutzt ist.
Bei der Verdichtung des ursprünglichen Nebels ist übrigens nicht
alle mechanische Kraft in Wärme umgesetzt worden, sondern ein Theil
derselben ist noch heute als solche vorhanden und zwar in der Form
der Rotation der Sonne und der Planeten um ihre Axen und der Bahn
bewegungen der Planeten um die Sonne. Diese Kraft rührt her von
der ursprünglichen Rotationsbewegung des Sonnennebels oder von dem
ursprünglichen Stoss, den derselbe einstens erhalten haben soll. Wie
v. Helmholtz gezeigt hat, ist die lebendige Kraft der Rotations
bewegungen verschwindend klein, die der Bahnbewegungen dagegen
wesentlich grösser. Für einen Planeten von der Masse /t und der Ent
fernung q von der Sonne ist die lebendige Kraft der Umlaufsbewegung
und die Arbeitsgrösse der Anziehung der Sonne gleich:
oder
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