Die elektrodynamische Strahlung der Sonne.
83
Ausdehnung die Berülirungsstelle zur Schliessung bringen. Es ergab
sieh bei diesen Versuchen keine Spur einer Einwirkung der Sonnen
strahlung. Wir gingen deshalb dazu über, die Berührungsstelle nicht
selbst, sondern lange, horizontal ausgespannte Drähte bestrahlen zu
lassen, in der Hoffnung, dadurch einmal die auf einer grösseren Fläche
ausgebreiteten Wellen zu sammeln, dann aber auch das System gerade
für sehr lange Wellen resonanzfähig zu machen.
Der negative Ausfall dieser Versuche beweist nun zunächst nur, dass
eine merkliche elektrische Sonnenstrahlung nicht bis zur Erdoberfläche
dringt, nicht aber, dass eine solche Strahlung überhaupt nicht von der
Sonne ausgeht.
Bei einer gewissen Verdünnung leuchten nämlich Gase, wenn sie
von elektrischer Strahlung getroffen werden, und absorbiren dabei natur-
gemäss die Strahlung selbst gänzlich oder theilweise. In einer gewissen
Höhe über der Erdoberfläche befindet sich nun um die ganze Erde
herum eine Schicht von der erforderlichen geringen Dichte, und es ist daher
die Annahme berechtigt, dass eine etwaige elektrische Sonnenstrahlung
diese Schicht zum Leuchten bringt — was von uns wegen der Tages
helligkeit nicht gesehen werden kann — und dabei so stark absorbirt
wird, dass sie auf der Erdoberfläche nicht mehr merklich ist. Es ist
hierbei verlockend, diese Schicht andrerseits wieder als Ausgangspunkt
für Nordlichterscheinungen, magnetische Störungen etc. zu betrachten.
Dieselbe Betrachtung legt übrigens auch den Gedanken nahe, dass
die Sonne mit einer entsprechenden Gasschicht umgeben sein könnte,
welche alle elektrische Strahlung zurückhielte, so dass dann keine von
der Sonne ausginge. Es würde dann nur noch in Frage zu ziehen sein,
ob nicht die Ausgangsschiclit der Strahlung, die Photosphäre, bereits in
einem so verdünnten Zustande ist, dass die Leuchterregung der Gase
durch elektrische Wellen unmöglich wird. In diesem Falle läge der
Erregungspunkt oberhalb der absorbirenden Schicht, und die Strahlung
würde ungehindert in den Kaum ausgehen können. Es sind dies alles
nur Speculationen, vorläufig ohne jeglichen praktischen Hintergrund.
In Betreff der Länge der elektrischen Wellen, welche etwa von der
Sonne ausgehen könnten, ist bereits hervorgehoben, dass sie wahrschein
lich sich in continuirlicher Folge aus den Wärmewellen ergeben; es
lässt sich aber auch eine obere Grenze ihrer Länge angeben. Führt
man nämlich die Maxwell’sche Ansicht consequent durch, so lässt sich
vorstellen, dass schliesslich die ganze Sonnenkugel als Sitz einer elek
trischen Schwingung fungirt. Man erhält dann als Länge der resulti-
renden Wellen das 1.4fache des Sonnendurchmessers oder rund 2000000 km.
Die Dauer einer solchen Welle würde 6y 2 Secunden sein.
o*