Anhang: Der Durchemessr der Sonne
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wirkend u. s. w. So hat z. B. Au wer s 1 ) hei Messungen des Sonnen
durchmessers mit dem Heliometer der Cap-Sternwarte einen merklichen
Unterschied (stärker als O'/l) des Durchmessers bei einer Oeffnung der
Objectivhälften (9 cm) und Abblendung auf 4 cm nicht constatiren können.
Da der Abstand der Beugungsstreifen sich proportional der Wellen
länge ändert, und zwar für die brechbareren Strahlen geringer wird, so
würde man unter sonst gleichen Umständen bei Verwendung rother
Blendgläser grössere Sonnendurchmesser zu erwarten haben als bei
blauen oder violetten. Bei einer Objectivöifnung von 10 cm beträgt der
Unterschied des Durchmessers zwischen den Strahlen von der Wellen
länge 571 und 434 /all etwa 0'.'5, wieder gerechnet bis zur Inten
sität Null des Mittelbildes. Auch Erwägungen theoretischer Art über
Ilefractionen innerhalb der Sonnenatmosphäre haben zu der Erwartung
geführt, ganz abgesehen von der Ditfraction, grössere Sonnendurchmesser
bei rotlien als bei blauen Blendgläsern zu erhalten. Wellmann 2 ) hat
mit dem kleinen Münchener Heliometer eine hierauf bezügliche Unter
suchung durchgeführt, die zu einer Bestätigung der erwarteten Erschei
nung diente, indem er bei rothen Blendgläsern einen um 4" grösseren
Durchmesser fand als bei blauen. Auwers 3 ) hat jedoch gezeigt, dass
dieser Unterschied nicht als reell anzusehen ist, besonders nicht in An
betracht der sehr grossen Fehler in den Einzelbestimmungen des Durch
messers infolge des ungenügenden Functionirens des benutzten Helio
meters. Auwers hat deshalb zur Entscheidung dieser Frage eine ziem
lich umfangreiche Messungsreihe mit dem Heliometer der Cap-Sternwarte
angestellt und ist schliesslich zu einem nur sehr geringen Unterschiede
gekommen, nämlich: orange und gelbe Blendgläser — blaue = + O'.'lö
dz 0'.'04. Auwers ist geneigt, auch diesen, in Anbetracht des kleinen
mittleren Fehlers als reell anzusehenden Unterschied nicht in dem
obigen Sinne zu deuten, sondern ihn durch physiologische Einflüsse in
Verbindung mit der Luftunruhe zu erklären. Die Luftunruhe, w r elche
ein fortwährendes Wallen des Sonnenrandes bedingt, wirkt zweifellos
auch in dem Sinne, den Durchmesser der Sonne zu gross messen zu
lassen und den Eindruck einer Verwasckenlieit des Bandes zu ver
stärken.
Die erwähnten Fehlerursachen in ihrer Gesammtheit müssen bewirken,
dass der Sonnenrand nicht vollständig scharf erscheinen kann, auch wenn
er dies in Wirklichkeit sein sollte. Da nun unter Verwendung der besten
optischen Hiilfsmittel und bei möglichst guter Luftbeschaffenheit der
1) Astr. Nackr. 123, 103.
3) Astr. Nackr. 123, 97.
2) Astr. Nachr. Nr. 2848.