154 Bestimmung der wahren Höhe.
nen Gesetzen von ihrer ursprünglichen Richtung abgelenkt. Weil
aber der vom Welträume aus in die Atmosphäre gelangende Licht
strahl nach und nach in dichtere Luftschichten eindringt, so wird
er immer stärker gebrochen, und da diese Brechung continuirlieh
zunimmt, so ist der Weg, auf welchem er durch die Atmosphäre
zur Erde gelangt, eine krumme Linie. Man kann sich den Vor
gang hierbei auf folgende Weise versinnlichen. Zuvörderst denke
man sich die Atmosphäre in eine Reihe eoncentriseher Schichten
getheilt, von welchen jede ihrer ganzen Ausdehnung nach gleich
förmig dicht ist, und zwar dichter als die nächst höhere, und we
niger dicht als die, auf welcher sie ruht. Wenn nun ein Licht
strahl, etwa Ea (Fig. 58), auf die oberste Schicht der Atmosphäre
in a trifft, so wird er
nach dem Einfallslothe
ao hin gebrochen und
geht in der Richtung
ab weiter. In ¿/, wo
er mit der zweiten
Schicht zusammentrifft,
wird er abermals ge
brochen und geht in
einer dem Einfalls
lothe b o noch mehr
genäherten Richtung
b o weiter. In c und
d wird er auf dieselbe
Weise abgelenkt und
kommt endlich in der
Richtung d A in A
an. Wie schon oben
gesagt, ist aber der
Weg des Lichtstrahls,
d. i. abcd.A , keine gebrochene krumme Linie, sondern eine
continuirliche Curve und die Richtung des in A ins Auge des
Beobachters gelangenden Lichtstrahls stimmt mit der von d aus
an die Curve gezogenen Berührungslinie AE' überein. Eine unmittel
bare Folge dieser atmosphärischen Refraction ist, dass alle Ge
stirne dem Zenith X näher zu stehen scheinen, als wirklich der Fall
ist. Die scheinbare Zenithdistanz Z A E' ist also kleiner und die'
scheinbare Höhe grösser, als die wahre. Um nun aus der durch
Fig. 58.