Full text: Gesammelte Werke (1. Band)

11. Ueber die vom Himmel gefallenen Steine. 
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Diese 7780 Fuss sind also das Minimum der Geschwindigkeit, mit 
welcher unter unseren Voraussetzungen ein vom Monde geworfener 
Körper auf die Erde fallen könnte. Ueberhaupt erhellt aus obigen 
Untersuchungen, dass, wenn schwere Massen auf dem Monde mit einer 
vertikalen Geschwindigkeit von 7800 bis 8000 Fuss ausgeworfen werden, 
unter gewissen Umständen einige dieser Massen die Erde erreichen 
und auf sie niederfallen können. Eine solche Geschwindigkeit scheint 
mir sehr denkbar. Die Oberfläche des Mondes zeugt auch noch jetzt 
durch die dort neu entstehenden Krater von gewaltsamen Explosionen, 
wodurch vielleicht zuweilen einigen Aus würfen derselben eine solche, 
wo nicht noch eine grössere Wurfgeschwindigkeit mitgetheilt werden kann. 
Es scheint also nicht ganz unmöglich, dass die Steine oder Massen, 
die man aus der Luft hat herabfallen sehen, und die von allen mine 
ralischen Körpern unserer Erde so sehr verschieden, unter sich aber 
so ähnlich sind, aus dem Monde hergeschleudert sein können. Eben in 
der grossen Aehnlichkeit und Uebereinstimmung dieser Massen unter 
sich wird man vielleicht noch einen Grund für diese Meinung finden. 
Denn diese Aehnlichkeit dieser Steine unter sich, diese auffallende Ueber 
einstimmung ihrer Textur und Bestandtheile deutet offenbar auf gleichen 
Ursprung, auf gleichen Geburtsort. Wenn man mit Halley und Chladni 
annehmen will, es gäbe im Welträume ausser den grossen Weltkörpern 
noch unzählige kleine Massen, die sich so lange in Kegelschnitten be 
wegen, bis sie irgend einem Planeten zu nahe kommen, in die Atmo 
sphäre desselben gerathen, sich darin entzünden, zerspringen und auf 
ihn niederfallen, so ist es schwer zu erklären, warum eben alle diese 
im Welträume zerstreuten Massen blos aus Eisen, Nickel, Kieselerde 
und Talkerde bestehen sollten, welches nach Howard’s schönen Unter 
suchungen die einzigen Bestandtheile aller vom Himmel gefallenen 
Massen sind. 
Allein von der anderen Seite wird es doch grosse Schwierigkeiten 
haben, wenn man im Ernst jene aus der Luft gefallenen Steine als 
vom Monde hergeschleudert ansehen will. Bei obigen Rechnungen haben 
wir auf die Bewegung des Mondes um die Erde keine Rücksicht ge 
nommen. Wegen der Bewegung des Mondes hat der von ihm ausgeworfene 
Körper ausser der Wurfgeschwindigkeit auch noch die Geschwindigkeit, 
die der Mond selbst nach der Richtung der Tangente seiner Bahn hat. 
Ziehen wir diese mit in Betrachtung, so erhellt, dass die schweren 
Körper, die vom Monde aus mit einer Geschwindigkeit von fast 8000 Fuss 
und darüber ausgeworfen werden, so bald sie sich weit genug vom Monde 
entfernt haben, um von diesem ungleich weniger angezogen zu werden, 
als von der Erde, einen mehr oder weniger vom Monde perturbirten 
Kegelschnitt um die Erde beschreiben werden. Diese Kegelschnitte
	        
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