Full text: Gesammelte Werke (1. Band)

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Abhandlungen. 
können nach der verschiedenen Richtung und Wurfgeschwindigkeit 
Hyperbeln oder Ellipsen sein. Um auf die Erde zu fallen, muss es eine 
Ellipse 1 ) von solchen Dimensionen sein, dass das Perigeum derselben 
innerhalb des Erdkörpers, wenigstens innerhalb der Atmosphäre der 
Erde fällt. Dazu gehört aber ein sehr bestimmtes Verhältniss der 
Richtung und Wurfgeschwindigkeit des schweren Körpers, und es können 
also nur sehr wenige der Massen, die der Mond etwa ausschleuderte, 
auf die Erde fallen. So müsste der Mond nach und nach eine grosse 
Verminderung seiner Masse erleiden; denn er müsste sehr viele Steine 
ausschleudern, damit nur zuweilen einige davon auf die Erde fallen 
könnten. Und würden denn nicht unzählige andere solche schwere 
Theilchen als kleine Trabanten um die Erde laufen? Müssten diese 
nicht zum Theil in unseren lichtstarken Teleskopen sichtbar werden, 
da wir wissen, dass Feuerkugeln oft von beträchtlicher Grösse sind, und 
die Beobachtungen der Ceres und Pallas uns gezeigt haben, dass wir 
von der Sonne erleuchtete Körper noch unter ausserordentlich kleinen 
scheinbaren Durchmessern sehen können. Oder sind vielleicht diejenigen 
Sternschnuppen, die offenbar kosmischen Ursprungs sind (gewiss sind 
die Sternschnuppen unter sich wesentlich verschieden), solche kleine 
Erdtrabanten? Gehört der kleine matt glänzende Lichtpunkt, den unser 
vortrefflicher Schröter einst im Schlangenträger durch das Feld seines 
Fernrohrs streichen sah, vielleicht auch hierher? Diese Schwierigkeiten, 
anderer aus der speciellen Untersuchung aller Umstände beim Herab 
fallen jener Steine herrührenden nicht einmal zu erwähnen, scheinen 
mir sehr wichtig und schwer zu heben. 
Ich bin also noch gar nicht der Meinung, dass die zu Zeiten aus 
der Luft fallenden Steine als Auswürfe von Mondvulkanen anzusehen 
sind, und eben so wenig will dies der grosse La Place behaupten. 
Seine und meine Absicht war nur, die Physiker bei ihren Nachforschungen 
über diesen sonderbaren und merkwürdigen Gegenstand, der sie noch 
lange beschäftigen wird, auch an die Möglichkeit eines selenitischen 
Ursprungs jener Massen zu erinnern. Gewiss wird mit mir jeder Lieb 
haber der Naturkunde wünschen, dass es dem scharfsichtigen Chladni 
gefallen möge, uns bald mit einer neuen Ausgabe seiner berühmten 
Schrift 2 ) über die kosmische Eisenmasse zu beschenken, zu der es 
ihm nach Benzenberg’s und Brandes’ Beobachtungen über die Stern- 
x ) Es würde eine ganz ungeheuere Wurfgeschwindigkeit dazu gehören, wenn 
ein vom Monde ausgeworfener Körper in einer Hyperbel die Erde treffen sollte. 
2 ) Ueher den Ursprung der von Pallas gefundenen und anderer ihr ähnlicher 
Eiseninassen, und über einige damit in Verbindung stehende Naturerscheinungen. 
Von E. F. F. Chladni. Riga hei Harknoch 1794. 4°.
	        
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