Full text: Gesammelte Werke (1. Band)

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Abhandlungen. 
zutheilen. Diese im Sinne griechischer Mythologie anzuordnen, um den 
anderen Sternbildern ganz analog zu bleiben, konnte ihnen nicht wohl 
einfallen. Sie wählten hauptsächlich Gegenstände, wie sie ihnen die 
neu entdeckten Länder darboten, und so haben wir den Phönix, den 
Toucan, die kleine Wasserschlange, den Schwertfisch, den fliegenden 
Fisch, die südliche Fliege, das Chamäleon, das südliche Dreieck, den 
Paradiesvogel, den Pfau, den Indianer und den Kranich als Sternbilder 
am südlichen Himmel erhalten. 1 ) * 2 
P Das Kreuz und die Taube bestehen aus Sternen, deren hauptsächlichste Ptole- 
mätjs schon in seinem Verzeichnisse hat. Die Taube hat Plancius eingeführt. (Paul 
Merula, Kosmographia. Amsterdam 1605.) Die Geschichte der Einführung der 
übrigen südlichen Sternbilder ist noch dunkel. (Ideler, Ueber den Ursprung der Stern 
namen.) Man begnügt sich im Allgemeinen zu sagen, sie wären von portugiesischen, 
spanischen und niederländischen Seefahrern eingeführt. Ideler, p. 345, konnte, ausser 
dem Kreuz und den beiden Wolken keins der übrigen Sternbilder bei den iberischen 
oder italienischen Seefahrern finden, indessen ist es wahrscheinlich, dass schon einige 
der ausgezeichnetsten Sterngruppen von ihnen benannt waren, wobei ich besonders 
an den Flamingo (Phaecricopterus) erinnere, für den wir jetzt den Kranich zeichnen 
und haben. Das Hauptverdienst haben unstreitig die Niederländer, und ganz besonders 
und zuerst ein Seefahrer, den Bayer und Merula Petrus Theodori von Emden 
nennen, und mit ausserordentlichen Lobsprüchen belegen. Ausser dem aber, was diese 
beiden von ihm sagen, wusste man bisher fast nichts von diesem Mann. Ich glaube 
einen kleinen Beitrag liefern zu können, der vielleicht weitere Nachforschungen 
erleichtern kann. In der Nachricht von der ersten Expedition der Holländer nach 
Ostindien (Recueil de Voyages, qui ont servi à l’établ. de la Comp. des Indes Orient., 
2. Edit. Amst. 1717. 12. Tom. I), die, aus vier Schiffen bestehend, am 2. April 1595 
segelte, wird p. 197 erzählt: „Le 30. Sept. 1595 fut marqué par la mort de Jean 
Dignamsz, Capitaine — er kommandirte das zweite Schiff der Eskadre, den Holländer. — 
Le 5 Oct. la lettre fermée, qui étoit signée des 9 Directeurs, fut ouverte et lue devant 
l’équipage, qui entendit, que Pierre Dircksz Keyser, ou Empereur, y étoit nommé 
pour maitre.“ Nachher steht p. 360: „1 Sept. 1596 le soir du même jour mourut 
Pierre Dircksz Keyser, premier pilote, et très expérimenté marinier, et à la mort 
duquel la Compagnie, et les vaisseaux qui étoint devant Bontam perdirent beaucoup.“ 
Dass dieser Pierre Dircksz Keyser und Petrus Theodori dieselbe Person war, leidet 
keinen Zweifel. Die Flotte kam im August 1597 zurück, und früher konnte also 
Plancius die Beobachtungen seines ehemaligen Schülers nicht erhalten, die er nach 
Merula umständlich bekannt machen wollte, was aber nie geschehen ist. Indessen 
wurden sie für Himmelskugeln wahrscheinlich von Jod. Hondius oder Arnoldus und 
Henricus Florentius von Langern benutzt, und von einer solchen Himmelskugel 
hat vermutlilich Bayer 1603 seine Zeichnung der südlichen Sternbilder genommen. 
Petrus Theodori beobachtete 121 südliche Sterne, wie es unter seinen Verhältnissen 
zu erwarten war, ziemlich schlecht. Vermuthlich, um diesen Glohen keinen Vorzug 
vor den seinigen zu lassen, bewog Guil Jansonius Cäsius oder Bleaw, den damals 
(bis 1601) als Gefangenen des Königs von Bantam auf Sumatra sich aufhaltenden 
Friedrich Houtmann, gleichfalls diese südlichen Sterne zu beobachten. Nostro ductu, 
sagt Bleaw. Auf dem Himmelsglobus von 1603 des Bleaw, den Kästner besass, 
stand: Habetis hie, astronomiae studiosi! trecentas antarctico mundi vertici viciniores
	        
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