21. Astronomische Bemerkungen.
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Wenn Sie jene kleine Abhandlung lesen, so werden Sie sich überzeugen,
wie schief und unrichtig man in einigen Zeitschriften die von mir
berechneten Probabilitäten als wirkliche Berechnungen künftiger Ereig
nisse dargestellt hat.
Ich habe nun das Vergnügen gehabt, den Bericht des Kapitän
Kater über die von ihm am 4. Februar 1821 gesehene Lichterschei
nung im dunklen Theil des Mondes in dem neuesten Bande der Philosoph.
Transad, zu lesen, und mich daraus, so wie aus der beigefügten Figur
überzeugt, dass dieser sogenannte Mondvulkan dieselbe Erscheinung
war, die ich am folgenden Tage, den 5. Februar, zu beobachten Gelegen
heit hatte. Wie ich mir dieses nun schon so oft in dem Flecken
Aristarchus wahrgenommene Phänomen erkläre, werden Sie vielleicht
aus den Göttingischen Gelehrten Anzeigen gesehen haben: nämlich aus
einer unter einer bestimmten Libration Statt findenden, unvollkommenen
Zurückspiegelung der erleuchteten Erde von einer ebenen glatten Seiten
wand einer grossen zum Aristarch gehörenden Felsklippe. An einen
feurigen, brennenden Vulkan kann ich nach dem, was wir von der Be
schaffenheit und der Atmosphäre des Mondes wissen, nicht wohl glauben.
Inzwischen muss ich doch anführen, dass Herr Herschel der jüngere
die Gelegenheit gehabt hat, mir, mit Bewilligung des Beobachters, eine
ungemein wichtige Beobachtung des Herrn Browne mitzutheilen, die
allerdings einen vulkanartigen Ausbruch im Flecken Aristarch, der im
Februar 1821 Statt gefunden haben müsste, zu beweisen scheint. Herr
Browne hat nämlich seit einigen Jahren im Aristarch deutlich zwei
kleine schwarze Oeffnungen oder Höhlungen bemerkt, wovon die eine
nach und nach sich auszufüllen schien: seit dieser letzten Eruption aber
sind diese Oeffnungen gänzlich verschwunden, und an ihrer Stelle ist
eine Hervorragung sichtbar. Auch bemerkte Herr Browne einen von
dem Flecken ausgehenden Streifen einer ungemein weissen Materie, der
vorher nicht da war. Bestätigt sicli diese grosse Veränderung im
Flecken des Aristarch seit dem Februar d. J., so fällt wenigstens dies
mal meine Erklärung des Phänomens weg. Aber vorher muss noch
erst sorgfältig untersucht werden, ob die ehemalige Form des Aristarch,
die beiden Oeffnungen, der fehlende weisse Streif u. s. w. nicht vielleicht
bei einer anderen Libration und einem anderen Erleuchtungswinkel
wieder Statt finden? Wie höchst verschieden der Anblick eines und
desselben Mondflecks nach der verschiedenen Libration und den ver
schiedenen Erleuchtungswinkeln sei, ist bekannt: und besonders haben
die verschiedenen Abbildungen, die uns der sorgfältige und genaue
Schröter von dem Aristarch in seinen Fragmenten geliefert hat, unter
sich fast gar keine Aehnlichkeit. Immer muss also noch erst ausgemacht
werden, ob die von Herrn Browne wahrgenommene veränderte Gestalt