57. Ueber den ScliAveif des grossen Kometen von 1811.
331
dass die Beobachtung’ es deutlich zeigt. Enthalten kann man sich in
dessen schwerlich, dabei an etwas unsern elektrischen Anziehungen und
Abstossungen Analoges zu denken. Warum sollte auch diese mächtige
Naturkraft, von der wir in unserer feuchten, stets leitenden Atmosphäre
schon so bedeutende Wirkungen sehen, nicht im grossen Weltall nach
einem weit über unsere kleinlichen Begriffe gehenden Maassstabe wirk
sam sein?
Allerdings haben wir bei diesen Repulsionen der Schwierigkeit zu
begegnen, wie denn Kepler’s Gesetze dabei bestehen können, denen
doch auch die Kometen genau folgen ? Diese Schwierigkeit drückt
mehr oder weniger Euler’s und Newton’s Erklärungen gleichfalls.
Man wird darauf antworten müssen, und auch mit Recht antworten
können, dass die Masse der Schweifmaterie zur Masse des ganzen
Kometen nur ein unbedeutendes Verhältniss hat und, was die Haupt
sache ist, dass die abstossende Kraft der Sonne erst dann auf diese
Partikelchen wirksam wird, wenn sie sich schon wirklich von der blos
t schweren Masse des Kometen getrennt haben.
Wie dünn die Schweifmaterie sei, zeigt sich aus ihrer Durch
sichtigkeit. Selbst durch die hellen parabolischen Reifen Hessen sich
Sterne achter und neunter Grösse noch gut erkennen, doch wurde ihr
Licht sehr merklich geschwächt. Unter anderem habe ich das bei dem
heitersten Wetter am 7. September zwischen 8 und 9 Uhr wahrgenommen,
wo zwei Sterne achter Grösse der Histoire celeste, von denen der Komet
wahrscheinlich den südlichen nach 11 Uhr bedeckt haben wird, in diesem
lichten Bogen standen. 1 ) Ihr Licht wurde so geschwächt, dass ich ihre
Ein- und Austritte in das Kreismikrometer meines grossen, sonst so
lichtstarken Dollonds nicht mit Sicherheit beobachten konnte. Inner
halb des dunkeln parabolischen Raumes habe ich, gegen Ihre Erfahrung,
die Sterne immer viel heller und deutlicher gesehen, als in jenen Reifen.
Allein, wenn so dieser hellere Theil des Kometenschweifes beträcht
lich das durchfallende Licht schwächt und es so stark zurückwirft,
um uns mit einer solchen Helligkeit sichtbar zu sein, so äussert er
doch nicht die geringste strahlenbrechende Kraft auf die Lichtstrahlen.
Diese hätte in den Rändern des Schweifes, oder in jenem parabolischen
Reifen, wenn Sterne dadurch berührt wurden, notliwendig sichtbar
werden müssen. Es folgt aus diesem gänzlichen Mangel an Refraktions
kraft meiner Meinung nach nothwendig, dass die Schweifmaterie aus
lauter diskreten Theilchen bestehe, dass diese Partikelchen nach Gren’s
’) Es waren die beiden Sterne, die Histoire céleste, p. 59, so Vorkommen:
10h 44' 29" 7° 55' 17"
10h 44' 38,5" 7° 59' 48"