Full text: Gesammelte Werke (1. Band)

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Kometen. 
die Ausdehnung unseres Planetensystems Anlass geben zu können. Was 
das Erste betrifft, so wird dadurch des berühmten Herschel’s Meinung, 
die auch der grosse La Place in Schutz genommen hat, dass nämlich 
die Kometen mehr oder weniger kondensirte Theile des im Weltraum 
hin und wieder in so ungeheuere Strecken ausgedehnten leuchtenden 
Stoffs sind, die zufällig durch Anziehung benachbarter Sonnen eine Be 
wegung und Richtung gegen unser Sonnensystem erhalten haben, ver 
möge deren sie von der Parabel in den mehrsten Fällen nur sehr wenig- 
abweichende Kegelschnitte um unsere Sonne beschreiben müssen, wenig 
stens zum Theil widerlegt. Wenn es auch, was mir doch noch immer 
nicht wahrscheinlich ist, einige Kometen dieses Ursprungs giebt, so 
giebt es doch auch andere, die ursprünglich zu unserem Sonnensystem 
gehören. Dies beweisen der HALLEY’sche und der jetzige Komet zu 
augenscheinlich; denn man wird gerade bei der Lage beider Bahnen 
unmöglich erklären können, wie eine der Parabel sehr nahe kommende, 
oder gar hyperbolische Bahn eines aus unendlicher Ferne zur Sonne 
herabkommenden Weltkörpers in eine verhältnissmässig so wenig ex 
centrische Ellipse habe verwandelt werden können. 
Eine zweite Folgerung, die man meiner Meinung nach aus den 
Bahnen dieser beiden Kometen ziehen kann, ist die, dass es sehr wahr 
scheinlich jenseits des Uranus keinen Planeten mehr giebt. Was man 
auch gegen die bekannte Progression, die freilich keine mathematische 
Schärfe hat, worin die mittleren Abstände der Planeten von der Sonne 
zunehmen, sagen mag, und wenn es auch bis jetzt unmöglich ist, irgend 
einen Grund oder Ursache dieser Progression anzugeben, so ist sie doch 
durch die vollständigste Induktion bei allen bisher bekannten Planeten 
erwiesen, und wir dürfen mit Recht bei den oberen Planeten annehmen, 
dass der mittlere Abstand des nächstfolgenden Planeten beinahe doppelt 
so gross sei, als der des vorhergehenden. Sollte also jenseits des Uranus 
ein Planet vorhanden sein, so würde sein mittlerer Abstand von der 
Sonne nahe 38 Halbmesser der Erdbahn betragen, folglich diese Pla 
netenbahn noch jenseits der Aphelien unserer beiden Kometenbahnen 
liegen. Nun muss, wie unter anderen La Place so einleuchtend zeigt, 
bei Bildung unseres Planetensystems nothwendig eine Ursache vorhanden 
gewesen sein, die die allgemeine Richtung der Bewegung der Planeten 
von Westen nach Osten, das nahe Zusammenfallen der Ebenen dieser 
Bahnen mit der Ebene der Ekliptik oder des Sonnen-Aequators und 
die fast kreisförmige Figur dieser Bahnen bewirkte. Diese Ursache 
mag nun, wie La Place glaubt, in einer damals bis jenseits der letzten 
Planetenbahnen ausgedehnten Sonnenatmosphäre oder irgend einem 
anderen agens bestanden haben, so konnten innerhalb ihrer Wirkungs 
sphäre keine Bahnen fortdauern oder gar entstehen, die so excentrisch
	        
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