Full text: Gesammelte Werke (1. Band)

65. Beobachtungen des Kometen von 1818. 355 
Sie sehen, dass ich den Kometen weder so oft, noch so lange habe 
beobachten können, als ich erwartet hatte. Theils ist die immer trübe 
Witterung daran schuld, theils aber auch die immer zunehmende Licht 
schwäche des Kometen. Nach der Theorie hätte seine Lichtstärke bis 
zum 10. Mai immer zunehmen sollen: allein er löste sich gleichsam 
unter unseren Augen auf und wurde seit dem Ende des März von Tag 
zu Tag blasser, unkenntlicher und schwächer. Vom 1. bis zum 12. Mai 
blieb es trübe. Am 12. war es strichweise heiter, die Gegend, wo der 
Komet stehen musste, bald bedeckt, bald hell, auch der fast halb er 
leuchtete Mond noch nicht untergegangen. Ich sah nahe der Stelle, 
wo der Komet sich befand, oft die Sterne bis zur 13. und 14. Grösse 
durch meinen grossen Dollond, aber von dem Kometen durchaus keine 
Spur. Bei viel stärkerem Mondlichte hatte ich ihn doch am 15. April 
noch sehen, ja einigemäassen beobachten können, und doch sollte die 
Lichtstärke des Kometen nach seiner Lage gegen Sonne und Erde 
am 12. Mai, wenn er uns durch eigenes Licht sichtbar war, um das 
Doppelte, wenn er uns nur Sonnenlicht zurückwarf, um ein Drittel 
grösser sein, als am 15. April. Es hat also keinen Zweifel, dass diese 
anomalische Lichtschwäche des Kometen nicht blos optisch war, son 
dern in physischen Veränderungen desselben seinen Grund hatte. — 
Ich bin sehr neugierig, zu erfahren, wie lange es anderen Astronomen 
gelungen ist, den Kometen zu verfolgen. 
In den Göttingischen Zeitungen kommt die Bahnbestimmung des 
Herrn Hofrath Gauss aus meinen Beobachtungen bis zum 28. März vor. 
Der Mühe, meine schon früher berechneten vorläufigen ersten Elemente 
zu verbessern, hat mich Herr Professor Encke zu Seeberg überhoben, 
der auf die Schätzungen von Pons, und auf die Seeberger und meine 
Beobachtungen bis zum 9. April folgende Elemente gegründet hat, die 
schon sehr genau scheinen: 
Zeit der Sonnennähe 1818 Febr. 25,997 76 mittl. Seeb. Zeit. 
Länge der Sonnennähe =182° 46' 1,8"! Vomscheinb.Aequin. 
Länge des Sh .... = 70° 26' 45,3"! den 26. Febr. 
Neigung der Bahn . . = 89° 43' 37,15" 
Log. d. kl. Abst. . . = 0,078 420 4 
Die Bewegung rückläufig. 
Ich begreife es vollkommen, wie sehr es Ihre astronomische Thätig- 
keit erschweren muss, dass Sie nicht auf der Sternwarte wohnen. Ich 
habe es sehr bequem, da ich unmittelbar aus meiner sogenannten Studir- 
stube in die Observationszimmer trete, und also jeden heiteren Augen 
blick ohne Zeitverlust benutzen kann. 
Bttrckhardt hat von seinen aufgefundenen Uranusbeobachtungen 
bei Flamsteed schon in der Conn. des tems für 1820 umständliche 
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