130. Auszug aus einem Briefe, den Kometen von 1808 betreffend. 455
sind. Wie leicht in einem solchen Sternbilde, wie der Kctmelopard, der
fast gar keine kenntlichen Sterne hat, Sterne mit einander verwechselt
werden, ist Jedem, der sich am Himmel mit Beobachtungen ausser dem
Meridian beschäftigt hat, bekannt. Ich wenigstens finde es äusserst
schwer, sich unter den Sternen des Kamelopards zu orientiren, und um
so schwerer, wenn man die besseren neuesten Karten, die damals von
dieser Himmelsgegend noch nicht vorhandene Hardena’sclie ausgenommen,
gebraucht. Die grossen BoDE’schen Karten z. B. enthalten dazu zu
gleich zu wenig und zu viel Sterne. Dies anscheinende Paradoxon wird
leicht verständlich, wenn man bedenkt, dass diese Karten eine grosse
Menge kleiner Sterne, oft mit unrichtig bezeichneter Grössenklasse ent
halten, und eine noch weit grössere Menge ebenso heller und noch
hellerer Sterne auslassen J ), sodass die auf den Karten bezeichneten mit
den wirklich am Himmel Statt findenden Konfigurationen alle Aehnlich-
keit verlieren. Eben die Grösse der Verschiedenheit zwischen den
Marseiller und Petersburger Angaben lässt um so mehr hoffen, dass man
wird ausmitteln können, auf welcher Seite der Fehler ist. Bessel und
ich konnten aus den angegebenen Oertern im Moniteur durchaus keinen
Kegelschnitt finden. Auch sind die grossen Astronomen, die uns wie
Zach so schätzbare Sternverzeichnisse gegeben haben, deswegen noch
keineswegs stark in der Astrognosie ausser dem Meridian, und Piazzi
selbst konnte seine Geres ausser dem Mittagskreis nicht wieder finden.
Wahrscheinlich sind in Marseille die Sterne, mit denen man den Kometen
verglichen hat, für solche gehalten, die gegen 20° in der Eektascension
von ihnen abstehen: hingegen hat Wisniewsky seine Sterne in keinem
Verzeichnisse auffinden, noch nachmals gehörig bestimmen können, und ist
deswegen abgehalten worden, uns das, was er beobachtet hatte, zu geben.
Beide sind dringend aufzufordern, uns Alles, was sie gesehen und
beobachtet zu haben glauben, umständlich mitzutheilen, da es wahrlich
keinem Astronomen einfallen kann, einen hier so schwer zu vermeiden
den Irrthum irgend einer Nachlässigkeit oder einem Mangel an Ge
schicklichkeit zuzuschreiben.
x ) Eben das Missverhältnis der eingetragenen Meinen Sterne zu der viel
grösseren Menge der ausgelassenen, eben so hellen und noch helleren Sterne erschwert
selbst in solchen Sternbildern, die viele kenntliche grosse Sterne haben, die feinere
Astrognosie, besonders in sehr sternreichen Gegenden. — Bei solchen Sternbildern,
wie der Kamelopard, bediene ich mich mit grossem Vortheil der an sich sehr mittel-
mässigen Karten von Doppelmayee. Sie sind nach Hevel’s Fixsternverzeichniss ent
worfen. Dem mit blossem, aber scharfsichtigem Auge beobachtendem Hevel ist nicht
leicht einer der grösseren Sterne entgangen, und wenn man diese erst am Himmel
richtig erkannt hat, so lassen sich dann die kleineren Sterne auch leichter erkennen.