Full text: Gesammelte Werke (1. Band)

IBI. Ueber anomale Kometenschweife. 
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Grade lang unter den Kometen zu gehen. Die Länge und Breite ivar 
nicht genau zu schätzen, weil es nur, ivie gedacht, ein Scheinehen . . . 
Die 12. Observation, den 29. December (8. Jan. 1681) 
Mittwochs zu Abend, p. 63: 
Diesen Abend war es erstlich recht hell gestirnt, und der Komet 
mit seinem grossen Schwanz gut zu sehen. Er war noch wohl so 
gross, als ein Stern erster Grösse. Der sehr schwach scheinende After- 
schwanz war ebenfalls, wie gestern . . . .“ 
In der 13. Observation vom 30. December 1680 alten Styles erwähnt 
Kiech, sowie in allen folgenden, des Afterschwanzes nicht weiter; er 
scheint ihn also nach dem 29. December nicht wieder gesehen zu haben. 
Eben so wenig ist vor dem 28. December die Rede davon; doch kann 
er schon einige Tage früher dagewesen sein, ohne dass Kiech ihn be 
merken konnte. Denn am 25. December war es Vollmond; am 26. trübe; 
am 27. zwar heiter, und der Komet „vor Aufgang des Mondes gross und 
gut zu sehen“, aber der Mond musste doch bald nach der Dämmerung 
aufgehen, und liess also dem Beobachter wohl nicht Zeit genug, die so 
schwache und undeutliche Erscheinung wahrzunehmen. 
Ich habe eine grosse Menge von der Anzahl der Schriften über 
diesen Kometen durchgeblättert, aber nicht gefunden, dass irgend ein 
anderer Beobachter Spuren von diesem anomalen Schweif gesehen habe. 
Es ist dies kein Wunder; ein solches schwaches, gar nicht erwartetes 
Scheinehen, wie es Kiech nennt, konnte gar zu leicht übersehen werden. 
Sah doch selbst der sonst so aufmerksame und scharfsichtige Haeding 
am 22. Januar 1824 diesen Afterschwanz nicht, ob er gleich den Kometen 
und seinen gewöhnlichen Schweif sorgfältig betrachtete, und der anomale 
Schweif schon so sichtbar war, dass er in Berlin und in Böhmen mit 
einem Operngucker wahrgenommen werden konnte. 
Nach der damaligen Lage des Kometen musste der Afterschwanz, 
weil er unter ihm seine Richtung hatte, gegen die Sonne gerichtet 
sein. Die Glaubwürdigkeit des braven Kiech ist durchaus nicht zu be 
zweifeln, und sie kann dadurch nur noch gewinnen, dass er auf diese 
Bemerkung des anomalen Schweifes gar keinen besonderen Werth zu 
legen scheint. 
Man kann also nun folgern: 1. Geschwänzte Kometen zeigen zu 
weilen ausser ihrem gewöhnlichen einen schwächeren, gegen die Sonne 
gerichteten Schweif. 2. Diese sonderbare Erscheinung dauert nur wenige 
Tage. 3. Bisher hat man sie nur nach dem Perihel und ziemlich lange 
nach dem Perihel gesehen. 
Künftig wird man höchst wahrscheinlich dies Phänomen öfterer 
bemerken, da man nun weiss, dass es zuweilen vorkömmt. Es ist zu 
wünschen, dass man bei jedem grossen und geschwänzten Kometen recht
	        
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