132. Uelber die erste Entdeckung der Ceres.
[Monatliche Korrespondenz. Bd. IV, S. 54—55. Juli 1801.]
„Es war leicht bei einem kleinen, sich der Ekliptik so nahe, lang
sam bewegenden Stern ohne allen Nebel, auf einen Planeten zu rathen.
Indessen bleibt Piazzi das Verdienst, den neuen Planeten nicht nur
entdeckt, sondern ihn schon als solchen selbst angekündigt zu haben.
So hätte also Piazzi unserer aufsprossenden Societät die Ehre der Ent
deckung eines neuen Planeten geraubt? Denn gewiss würde doch diese
ihn gefunden haben, wenn sie erst nach unserem Plan ganz in Thätig-
keit gekommen wäre, da ihr nicht leicht ein beweglicher Stern 8. Grösse
hätte entgehen können.“
Dr. Olbers berechnete aus den beiden ihm zugeschickten, allein bekannten
Beobachtungen, unter der Voraussetzung eines Kreises, folgende Elemente seiner Bahn,
bemerkt aber, wie natürlich, dass solche mit keiner Zuverlässigkeit zu bestimmen
sind, da die Beobachtungen nur 22 Tage von einander entfernt, und nur in ganzen
Minuten angegeben sind. Auch liegen die Gesichtslinien nicht vortheilhaft. Er fand
indessen unter diesen allein möglichen Voraussetzungen und uns bekannt gewordenen
Datis den
Halbmesser der Bahn . . .
Länge des aufsteig. Knotens .
Neigung der Bahn
Helioc. Länge den 1. Jan. 1801
Siderischen Umlauf . . . .
Tägliche helioc. Bewegung . .
Jährliche Bewegung . . . .
= 2,947 465
= 2 Z 21° 55' 10"
= 7° 54' 38"
= 2 Z 7° 40' 36"
= 1 841,24 Tage = 5,040 96 Jahre
= 11' 43,87"
= 71° 24' 57,6".
„Mit diesen Elementen wird man den Planeten noch schwerlich so
weit im Voraus berechnen können, um ihn bei seiner Wiedererscheinung
des Morgens im August auffinden zu können, wenn er sich wirklich
nicht von einem Stern 8. Grösse auch schon durch den blossen Anblick
unterscheidet. Denn wahrscheinlich hat er eine nicht unbeträchtliche
Excentricität. In der Opposition kann er vielleicht an Lichtstärke bis
zu einem Stern 6. Grösse anwachsen. Ich zweifle kaum, dass man ihn
nicht schon als beobachtet unter den La LANDE’schen Sternen antreffen
wird. Ich bin deswegen sehr begierig auf jede fernere Beobachtung,
die Piazzi etwa bekannt machen möchte.“