153. Ueber Herrn Professor Airy’s neue Bestimmung - der Jupitermasse. 515
störenden Planeten auf die Sonne kerrührt, von dem getrennt, den der
störende Planet .auf den gestörten unmittelbar hervorbringt, und für
jeden dieser Theile eine andere Masse des störenden Planeten ange
nommen, ohne dass jedoch die Rechnungen irgend ein bestimmtes
Resultat über die Rechtmässigkeit oder Nothwendigkeit einer solchen
Trennung gegeben hätten.
Aber war es denn wirklich erwiesen, dass Jupiter auf seine
Trabanten mit der Masse von einwirke? Wir haben gesehen,
dass diese Massenannahme blos auf einer vor mehr als 100 Jahren
von Pound gemachten Messung des Abstandes, nicht einmal des vierten,
sondern des dritten Trabanten von seinem Hauptplaneten beruht, einer
Messung, von der die näheren Umstände gar nicht bekannt sind. Es
ist fast unbegreiflich, dass man diese Messungen nicht wiederholte,
und zu bestätigen oder genauer zu berichtigen suchte, so dringend
auch unter Anderen La Grange dazu aufforderte. Der einzige, der dafür
etwas gethan hat, ist der Wiener Astronom Triesnecker.
Mit dem Objektivmikrometer eines 3|füssigen Dollond’schen Fern
rohrs wurde um die Zeit der Oppositionen des Jupiters in den Jahren
1794 und 1795, an den Tagen, an welchen der beobachtete Trabant
seiner grössten Digression nahe war, der Abstand dieses Trabanten
vom Rande des Planeten 10—12 Mal gemessen, aus diesen Messungen
das Mittel genommen, und daraus mit dem von Triesnecker mit demselben
Instrument gefundenen Halbmesser des Jupiters in seiner mittleren
Distanz, 18,9", und mit Hülfe der in der Berliner Sammlung befindlichen
Trabanten-Tafeln, der mittlere Abstand des Satelliten abgeleitet. 1 ) So
bestimmte er den mittleren Halbmesser der Bahn des ersten Trabanten
aus den Beobachtungen von 9 Tagen = 1' 50,8", des zweiten aus
10 Tagen = 2' 56,6", des dritten aus 12 Tagen = 4' 43,8", des vierten
aus 11 Tagen = 8' 18,2", oder mit Weglassung eines zuviel (8' 22,3")
gebenden Tages = 8' 17,8". Unglücklicher Weise ist gerade dieser Be
stimmung für den vierten Trabanten am wenigsten zu trauen. „Quartus,“
sagt Triesnecker, „maxime patientiam nostram exercuit, cujus imago,
cum ad limbum Jovis lucidum adduceretur, nonnunquam pene adern oculi
effugerat, sive quod debilissima omnium luce fidgeat. Atque liaec ratio
esse potest, cur in hoc satellite nonnullus sit observationum dissensus:
quanquam pars aliqua ex eo ortum habere potest, quod positio satellitis e
tabulis petenda erat, quae nonnunquam a coelo longius aberrant.“-)
9 Ephemerides Astronomicae Anni 1797 ad Merid. Vindob., p. 318—333.
2 ) Ibid., p. 319. An zweckmässige Bedeckung des einen Objektivs, um das
ungeschwächte Trabantenbild mit dem geschwächten Jupitersbilde in Berührung zu
bringen, scheint Triesnecker nicht gedacht zu haben. Viel liegt aber gewiss an der
durch die fehlerhaften Tafeln veranlassten fehlerhaften Reduktion der Beobachtungen.
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