Full text: Gesammelte Werke (1. Band)

161. Die Sternschnuppen im August 1837. 
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man, wie Herr Qtjetelet mit Recht bemerkt, wissen, wie viele gewöhn 
lich im Durchschnitt jede Nacht gesehen werden. Herr Quetelet hat 
dies aus seinen eigenen Erfahrungen und denen von Benzenberg und 
Brandes zu bestimmen gesucht, und findet, dass ein Beobachter, der 
also höchstens jedes Mal nur den halben Himmel übersehen kann, in 
jeder Stunde 8, und zwei Beobachter, die gegen die entgegengesetzten 
Himmelsgegenden ihre Augen richten, in jeder Stunde 16 sehen können. 
Auch Benzenberg giebt 8 für einen Beobachter an. Mir kommt dies 
zu viel, und höchstens auf die Nächte des Spätsommers oder Herbstes, 
vom August bis December passend vor, wie denn diese Mittelzahl auch 
hauptsächlich aus den in dieser Jahreszeit angestellten Erfahrungen 
abgeleitet scheint. Im Durchschnitt fürs ganze Jahr möchte ich die 
Frequenz dieser Meteore vielleicht auf f der angegebenen Zahl herabsetzen. 
Allein auch Herrn Qitetelet’s Mittelzahl angenommen, zeigt sich, 
dass die Menge der am 10. bis 11. August und den benachbarten Tagen 
sichtbaren Sternschnuppen ausserordentlich und ungewöhnlich gross ist, 
und wir sie zu den periodisch wiederkehrenden rechnen müssen. Diese 
periodischen Sternschnuppen sind im äusseren Ansehen den gewöhnlichen, 
sich jede Nacht zeigenden, vollkommen gleich. Nur scheinen ihre Bahnen, 
wie auch schon Brandes 1823 bemerkte, eine mehr parallele Richtung 
zu haben. Nach Herrn Arago trafen die verlängerten Bahnen der am 
10. bis 11. August dieses Jahres beobachteten Sternschnuppen grössten- 
theils auf das Gestirn des Stiers, gegen welches Bild sich damals auch 
die Erde bewegte. Etwas nicht sehr Abweichendes lässt sich aus 
Herrn Professor Erman’s Beobachtungen ziehen. Wenn man das Mittel 
der Rektascensionen aller Anfangspunkte für die rechtläufigen und rück 
läufigen Bahnen nimmt, so ist diese für die rechtläufigen Sternschnuppen 
44° 21', für die rückläufigen 357° 55'. Zwischen beiden Rektascensionen 
musste also die Gegend liegen, aus der sie herzukommen schienen. 
Dr. W. Focke bemerkt, dass die mehrsten der von ihm und seinem 
Freunde am 10. August iUbends gesehenen 60 Sternschnuppen in der 
Milchstrasse entstanden und sich in derselben oder ihr parallel bewegten. 
Einige, die Milchstrasse durchschneidende, weniger glänzende Meteore 
zeichneten sich durch ihren unregelmässigen Lauf aus, indem sie Bögen 
mit plötzlichen Winkeln beschrieben und gleichsam hüpften. 
So ist es also nun völlig entschieden, dass jedes Jahr in der ersten 
Hälfte des Monats August, besonders in den Tagen vom 8. bis zum 14., 
eine grosse Zahl von Sternschnuppen sichtbar zu sein pflegen, oder dass 
eine ungewöhnlich grosse Menge der kleinen kosmischen Massen, die 
die Sternschnuppen bilden, die Ebene der Erdbahn von Norden nach 
Süden in der Gegend durchschneiden, die die Erde vom 15.° bis zum 21.° 
des Wassermanns durchläuft. Um den 17.° herum (den 10. bis 11. August) 
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