166. Mittheilung, eine Erscheinung am dunklen Theile der Mondoberfläche hetr. 577
Spiegel Licht zurückwerfen können. Ich führe dies nur als etwas Ana
loges an, denn Gletscher sind im Monde ebenso unwahrscheinlich, wie
brennende Vulkane. Aber dass es unter den auch im Monde wahrschein
lich nach Krystallisationsgesetzen gebildeten Gebirgen einzelne geben
könne, die ebene, glatte, fast einer Politur ähnliche Seitenflächen haben,
scheint sehr gedenkbar. Es mag ihrer vielleicht viele im Monde geben,
aber selten mögen sie gerade die Lage haben, dass sie uns unter be
stimmter Libration gerade das Bild der Erde zurückspiegeln können,
auch die Sonne scheint sich zuweilen auf ähnlichen Klippenwänden im
Monde abzuspiegeln. Noch vor etwa acht Wochen sah ich im Mare
Imbrium ausser der Lichtgrenze zwei von der Sonne beschienene Berg
köpfe so ungewöhnlich hell, scintillirend, siriusähnlich, dass es mir un
möglich schien, hier blos nach gewöhnlichen Zerstreuungsgesetzen zurück
geworfenes Sonnenlicht anzunehmen. Ich kann nicht bestimmt sagen,
ob der eine dieser Berge vielleicht der auch im Mare Imbrium gelegene
Lahire (nach Schröter) war, bei welchem Schröter ganz ähnliche Er
scheinungen wahrgenommen hat.
In einem späteren Briefe bemerkt Herr Dr. Olbers noch, dass diese
Hypothese über die Ursache des Phänomens sich leicht prüfen lassen
werde, weil, wenn sie die wahre Erklärung enthalte, bei derselben
Libration immer dieselbe Erscheinung wieder Statt haben müsse. Felsen
wände, die ein Bild der Erde oder der Sonne mehr oder weniger un
vollkommen zurückspiegeln können, seien im Monde um so gedenkbarer,
da dort wahrscheinlich, nicht wie auf der Erde, eine Verwitterung der
äusseren Oberfläche der Gebirge und Klippen durch atmosphärische Ein
wirkung Statt finde. Die zurückspiegelnde Klippenwand brauche auch
nicht ganz eben zu sein, wenn sich nur die zurückspiegelnden Theile
in parallelen Ebenen befinden, wie dies bei solchen Bergen, die nach
Krystallisationsgesetzen gebildet sind, leicht Statt finden könne. Herr
Dr. Olbers erinnert hierbei an unsere Basaltberge, deren einzelne grosse
Krystalle noch sehr wohl dem entfernten Auge vereint ein unvoll
kommenes Sonnenbild zurückspiegeln könnten, wenn ihre Oberflächen
nicht längst durch Luft, Dünste, Regen u. s. w. wahrscheinlich ursprüng
lich vorhanden gewesene Politur und Glätte verloren hätten.
Am 6. März, wo die Nachtseite des Mondes vortrefflich zu sehen
war, konnte Herr Dr. Olbers mit seinem Dollond’schen Fernrohre alle
Flecken, z. B. Grimaldi, Copernicus, Kepler, Manilius, Menelaus u. s. w.,
sehr deutlich erkennen. Aristarch zeichnete sich wieder vor allen anderen,
auch, wie es schien, mehr als gewöhnlich aus. Allein so hell und so
fixsternähnlich, wie am 5. Februar, fand ihn Herr Dr. Olbers diesmal nicht.
Olbers I
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