20J. Erklärung liker die in Bremen durch den sogenannten
Magnetismus yorgenommenen Kuren.
[Deutsches Museum 1787, II. Band, 10. Stück, S. 296—312. Oktober 1787.]
Bremen, im Junius 1787.
Die in Bremen durch den sogenannten Magnetismus yorgenommenen
Kuren haben in Journalen und Zeitungen eine so grosse Menge von
Aufsätzen veranlasst, dass man sich mit Recht wundern kann, von den
Aerzten, die sich als Augenzeugen und Beobachter derselben genannt
haben, gar keine Antwort, keine Vertheidigung, keine Erklärung, keine
weitere Nachricht über diese Allen so sonderbar scheinende Thatsache
zu lesen. Antwort und Vertheidigung ist auch jetzt durchaus meine Ab
sicht nicht, aber eine Erklärung dieses paradoxen Stillschweigens bei
so vielen dringenden Aufforderungen, und eine kurze Darstellung der
eigentlichen Lage der Sache, glaube ich dem Publiko schuldig zu sein.
Die Geschichte des Magnetismus ist bekannt genug. Herr Mesmer,
der schon in seiner Inauguraldissertation gezeigt hatte, dass man aus
sehr wahren Naturgesetzen sehr unrichtige Folgerungen ziehen kann,
wenn man jene nicht gehörig versteht, fing bald im Anfänge seiner
Praxis in Wien an, in Verbindung mit Herrn Hell, Versuche mit dem
Magnet bei Krankheiten anzustellen, und Wirksamkeit davon zu rühmen.
Die verschiedenen künstlichen Magnete, deren er sich bediente, fanden
anfangs im nördlichen Deutschland, Frankreich, England und Schweden
einigen Beifall, verloren indess bald alles Zutrauen. Er selbst verliess
ihren Gebrauch gänzlich, versicherte aber bei diesen Versuchen eine
Entdeckung von weit grösserer Wichtigkeit gemacht zu haben, sprach
viel von allgemein verbreiteter magnetischer Materie, thierischem Magne
tismus, den man auf verschiedene Art erregen, vermehren, vermindern,
modificiren und dadurch zur Heilung von Krankheiten an wenden könne;
brauchte einen weitläufigen, auf Einbildungskraft wirkenden Apparat,
dem er mit dem elektrischen einige Aehnlichkeit gab, und fand in
Deutschland kein Glück. — Er ging nach Paris, und nun veränderte
sich auf einmal die Scene. Der Enthusiasmus, mit dem man damals
Mesmer lobte, mit dem ganz Paris seinen Operationszimmern zueilte,
die Aerzte und Gelehrte, die sich seiner öffentlich annahmen, die Menge
bekannt gemachter Danksagungen von Personen, die ihm ihre Gesund
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