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Anhang. Abhandlungen medicinisclien Inhalts.
glaube, er that sehr wohl daran, — den treffenden Gegengriinden des
Herrn Dr. Wienholt das Geringste entgegen zu setzen.
Selbst jene Yermuthung, als ob Herr Dr. Wienholt nicht Verfasser
des Schreibens an den Ungenannten sei, eine Yermuthung, die eine
schlechte Probe von dem gerühmten Scharfsinn derjenigen giebt, die
sie geäussert haben sollen, verdient doch wohl keine ernsthafte Wider
legung oder Gegen Versicherung?
Aber mir macht der Herr Pastor eine Erklärung zur Pflicht. Das
ganze Räsonnement jenes Briefes vindicirt er sich selbst, und dafür habe
ich in jeder Rücksicht recht sehr zu danken; aber die Thatsachen,
worauf er dies sonderbare Räsonnement gegründet zu haben glaubt,
behauptet er, von mir gehört zu haben. Darüber muss nun wohl das
Publikum aufgeklärt werden.
Dass ich im Anfänge des Decembers 1786 mit dem Herrn Pastor
Nicolai in seinem Hause über den Magnetismus gesprochen habe, ist sehr
wahr. Ich hielt es für Schuldigkeit, einem Manne, mit dem ich, wie
er selbst sagt, bisher so einstimmig über die Richtigkeit des Magnetismus
gedacht hatte, die Gründe anzugeben, warum ich ihn jetzt für ein
eben so wirksames, als merkwürdiges Mittel in Nervenkrankheiten an-
sehen musste. Aber dass ich deswegen für die Wahrheit aller in dem
genannten Briefe angeführten Thatsachen haften müsse, das ist nun
freilich ein ganz anderer Fall.
Ich will mich nicht damit aufhalten, zu zeigen, dass es doch wohl
aufs Gelindeste ausgedrückt, höchst sonderbar sei, wenn Jemand auf den
Vorwurf, er habe ohne gehörige Kenntnisse von einer Sache geschrieben,
sich damit entschuldigt, er habe wirklich einmal eine ganze Stunde mit
einem Sachverständigen darüber gesprochen; auch überlasse ich es gern
dem moralischen Gefühl eines Jeden, in wiefern er es billig finden wird,
eine freundschaftliche Unterredung zu protokolliren, und nachmals aus
dieser Unterredung öffentlich zu argumentiren. Wenn dies gleich nicht
Jedem anständig und edel Vorkommen sollte, so beklage ich mich doch
nicht darüber. Ich denke für das, was ich gesagt habe, so gut zu
stehen, als für das, was ich etwa darüber geschrieben habe oder schrei
ben werde.
Aber wohl verstanden, nur für das, was ich gesagt habe, nicht für
das, was Herr Pastor Nicolai protokollirt haben mag. Mir nämlich
gehören alle die wahren Fakta in diesem Briefe, nicht die unrichtigen,
unbestimmten, halbwahren, die Herr Dr. Wienholt rügt. Ich habe
nicht gesagt, dass das Magnetisiren die ersten sechs Wochen Zuckungen
hervorbrachte, sondern, dass man gar keine Wirksamkeit davon be
merkte. Ausführlich beschrieb ich die konvulsivischen Anfälle, die die
schwere Nervenkrankheit unserer Patientin damals begleiteten, und