Full text: Gesammelte Werke (1. Band)

202. Abermalige Erklärg. über die durch d. sog. Magnetismus vorgenomm. Kuren. 689 
Dahin gehört denn auch, was er von unserer zweiten Kranken sagt. 
Von mir hat er es gewiss nicht gehört, dass sie durch magnetische 
Schriften auf ihren Schlaf vorbereitet sei, wie ich schon umständlicher 
in meiner Erklärung angezeigt habe. Und ein Irrthum von meiner 
Seite war nicht möglich, weil ich hier vom Anfänge an beim Magneti- 
siren gegenwärtig gewesen bin. 
So ist es mit den Thatsachen beschaffen, für deren Richtigkeit 
Herr Pastor Nicolai mich haften lassen will. Ueber den Aufsatz selbst 
werde ich mich kürzer fassen können, da er nichts Erhebliches enthält, 
und dann mag das Publikum urtheilen. 
Herr Pastor Nicolai sagt nämlich ferner, er habe nur den mög 
lichen Missbrauch des Magnetismus zu hindern gesucht, und keine andere 
Absicht könne man ihm Zutrauen. Gewiss auch von keiner anderen 
Seite habe ich je seine Schritte gegen denselben für wichtig gehalten, 
als in so fern sie zur Verhinderung dieses Missbrauchs mehr oder we 
niger beitragen konnten. Würden wirklich durch die Erscheinungen, 
die der Magnetismus darbot, allerlei abenteuerliche und schwärmerische 
Ideen genährt, suchte man in dem übertriebenen Lichte, worin man sie 
erzählte oder ansah, Grund und Bestätigung mancher Sätze, die einer 
vernünftigen und gereinigten Religion widersprechen, waren in der That 
einige, die, unbekannt genug mit den ersten philosophischen Begriffen, 
da Wunder zu sehen glaubten, wo doch nichts als Natur war, — und 
wer kann dies leugnen? — so muss man es immer verdienstlich nennen, 
wenn Herr Pastor Nicolai diesen Unfug zu steuern gesucht hat, und 
noch mehr, wenn seine Art zu verfahren wirklich dazu beitragen konnte, 
dass ihm gesteuert worden ist. Keinem konnte dies angenehmer sein, 
als den. Aerzten, die sich damit beschäftigt hatten, und die mit dem 
grössten Bedauern sahen, dass ein Mittel, welches für Kranke so wolil- 
thätig war, leicht für die Denkungsart wenig aufgeklärter Zuschauer 
gefährlich werden konnte. 
Dass aber Herr Pastor Nicolai nicht blos diesen Missbrauch, son 
dern den Magnetismus selbst mit solcher Heftigkeit verwarf, das schien 
mir, wenn nur anders jener Zweck nicht darunter litte, für die Freunde 
desselben eine höchst gleichgültige Sache zu sein. Ich habe alle mög 
liche Achtung für die grosse Gelehrsamkeit und den weiten Umfang 
der Kenntnisse des Herrn Pastor Nicolai, eine Achtung, die um so 
aufrichtiger ist, da ich in ihm noch dankbar meinen ehemaligen Lehrer 
verehre, aber ich glaube auch sagen zu können, dass ihm gerade die 
Wissenschaften fehlen, die in der Sache des Magnetismus allein zum 
kompetenten Richter machen können. 
Nur der Arzt und Physiker kann darüber urtheilen; ersteres ist 
er nicht, und ich zweifle, dass er sich die letztere Benennung zueignen 
OIbers I 44 
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