Full text: Gesammelte Werke (1. Band)

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Anhang. Abhandlungen medicinischen Inhalts. 
werde. Zudem kannte er den Magnetismus nur aus einer stündlichen 
Unterredung, und so sehe ich wahrlich nicht, was sein Urtheil über 
die Wirksamkeit oder Unwirksamkeit dieses Mittels eben erheblich 
machen könnte. Ganz mit Unrecht behauptet Herr Pastor Nicolai, der 
Arzt sollte nur vom Arzte lernen. In einer Wissenschaft, wo Gewissen 
und nöthige Vorsicht so selten erlauben, Versuche anzustellen, muss 
man jeden Anlass nützen, aus dem, was fremdes Versehen, Zufall, Un 
glück, Unwissenheit, unüberlegte Dreistigkeit oder selbst Bosheit hervor 
gebracht hat, nützliche Folgen für die Heilkunde zu ziehen; und diesen 
Quellen hat sie, wo nicht das Mehrste, doch gewiss sehr viel zu danken. 
Sehr oft muss also der Arzt von denen lernen, die keine Aerzte sind; 
aber mit Recht glaube ich behaupten zu dürfen, der Arzt solle nur über 
den Arzt und die Mittel, die er an wendet, urtheilen. 
Dass also Herr Pastor Nicolai meine freundschaftliche Bitte, nicht 
voreilig über den Magnetismus zu urtheilen, eine Bitte, die er so mit 
Unrecht eine Warnung in einem hohen Tone nennt, zu befolgen, nicht 
für gut gefunden hat, dies kann mir nur um der guten Sache willen, 
die er zugleich verficht, leid tliun. Gute Sache nenne ich nämlich die 
Sache der gesunden Vernunft gegen abenteuerliche und abgeschmackte 
Folgerungen aus den an sich wahren Phänomenen des thierischen Magne 
tismus. Und diese gute Sache leidet doch wohl sehr unter seiner vor 
eiligen Entscheidung über die Phänomene selbst, die er so wenig kannte. 
Gewiss ist es ein sehr missliches, gefährliches und schädliches Mittel, 
Aberglauben und Schwärmerei zu bekämpfen, wenn man, um die Freunde 
derselben zu widerlegen, Dinge leugnet, die sich nun einmal nicht 
leugnen lassen. 
Jene heftigen Angriffe auf den Magnetismus selbst kann ich nicht 
anders beurtheilen, wie das ehemalige, eben so gut gemeinte Verfahren 
der Gegner der Inokulation. Die Gründe, die man damals vorbrachte, 
sind denjenigen, die man gegen den Magnetismus gebraucht hat, nicht 
blos dem Gewichte, sondern selbst dem Inhalt nach, ganz ähnlich. Auch 
diese wohlthätige Operation haben wir nicht von Aerzten, sondern von 
einem rohen, halbwilden Volke gelernt. — Bei der Einimpfung ist es 
wirklich der Fall, dass man durch sie nicht eine Krankheit zu heilen, 
sondern hervorzubringen sucht, ein Vorwurf, den man dem Magnetismus 
ganz mit Unrecht gemacht hat. Auch damals behauptete man, dass 
bei der Inokulation nicht auf die Ordnung geachtet werde, die Gott in 
der Natur gelegt hat. Auch damals drohte man mit den schrecklich 
sten Folgen, die sie künftig haben sollte, und auch schon damals wusste 
man hundert Erzählungen anzuführen, wodurch man die Einimpfung 
bald als unnütz, bald als gefährlich vorzustellen suchte. 
Ueber die Inokulation hat der Erfolg längst entschieden, und man
	        
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