Full text: Gesammelte Werke (1. Band)

202. Abermalige Erklärg. über die durch d. sog. Magnetismus vorgenomm. Kuren. 691 
rechnet das jetzt zu den Vorurtheilen, was ehemals mit so vieler Hitze 
von übrigens zum Theil sehr würdigen Männern dagegen behauptet 
wurde. Eben so scheint sich auch die Sache des Magnetismus ihrer 
Entscheidung zu nähern. Wenigstens hat sich die Lage derselben, 
seitdem Herr Pastor Nicolai jenen Brief schrieb, merklich geändert. 
In Frankreich, Deutschland, der Schweiz, Holland und Schweden, hat 
man ihn jetzt schon unzählige Mal gebraucht, und je abenteuerlicher 
die Theorie ist, die man hin und wieder davon zu geben sucht, je 
wichtiger muss eine Entdeckung scheinen, bei der es den mehrsten so 
schwer wird, sie mit bekannten Begriffen und Wahrheiten in Verbindung 
zu bringen. Magnetismus ist nicht mehr ein lukratives Arkanum ge 
winnsüchtiger Afterärzte, nicht mehr ein vielleicht gefährliches Spiel 
werk theosophischer Schwärmer, nicht mehr blos das doch immer etwas 
verdächtige Eigenthum sonst vielleicht sehr verehrungswürdiger, ge 
heimer Gesellschaften. Nein, scharfsinnige Naturforscher und aufgeklärte 
Aerzte beschäftigen sich damit; und unter den Augen eines Gmelius’, 
Bordemann’s, Armand’s u. s. w. sieht man im Wesentlichen alle die 
ausserordentlichen Wirkungen bestätigt, die man ehemals zum Erstaunen 
des Publikums davon rühmte. Jeder, der selbst, sorgfältig und an 
haltend genug, Versuche damit anstellte, ist von seiner Wirksamkeit 
überzeugt worden. Dies ist gewiss mehr, als was man von den meisten 
neuen physikalischen Entdeckungen rühmen kann. Keiner von allen, 
die ihn gehörig untersuchten, hat ihn verworfen. Jenes Palladium der 
Gegner des Magnetismus, der furchtbare Bericht der Pariser Kom 
missarien, verliert sein imposantes Ansehen, da man auch die andere 
Partei gehört, da man die männliche Vertheidigung eines Varnier u. s. w. 
gelesen hat, und nun sieht, wie es bei der Untersuchung zugegangen 
ist, und warum die Untersucher, die so gern nichts finden wollten, auch 
keine Wirksamkeit im Magnetismus finden konnten. — Alle übrigen, die 
so laut und entscheidend gegen den Magnetismus sprechen, haben ihn 
alle nicht untersucht, und von den mehrsten kann man ohne Unge 
rechtigkeit sagen, dass sie auch nicht einmal diejenigen sind, die ihn 
hätten untersuchen können. Der Nimbus verliert sich jetzt allmählig, 
den der Enthusiasmus, der bei den ersten Erfindern so verzeihlich, und 
bei den ersten Beobachtern so gewöhnlich ist, um jede neue Erfindung 
zu verbreiten pflegt, und der oft unbedeutende Kleinigkeiten anfangs 
so triiglich vergrössert; aber auch noch jetzt, da man den Magnetismus 
ohne falsches Licht und in seinem ganzen Verhältniss zu übersehen 
anfängt, bleibt er noch immer eine eben so grosse, so wichtige, so wohl- 
thätige Entdeckung, als man ihn nur je vorgestellt hat, man mag ihn 
als Menschenfreund, oder Philosoph, als Arzt oder Naturforscher und 
Physiolog betrachten. Schon fängt man an, in ihm die Wirksamkeit 
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