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Anhang. Abhandlungen medicinischen Inhalts.
derselben Kraft zu erkennen, die bei so vielen anderen Erscheinungen
tliätig ist; schon fängt er an, uns das wichtigste Kapitel unserer Physio
logie von der Wirkungsart der Nerven aufzuklären; eine Materie, von
der man bisher so viel geschrieben, und so wenig gewusst hat, schon
zeigen ihn Theorie und Erfahrung als ein zuverlässiges Mittel gegen
Krankheiten, die man bisher selten, oder nie heilen konnte. Selbst
solche Phänomene, die mir, der ich doch auch gesehen und beobachtet
hatte, noch immer zweifelhaft und ungewiss vorkamen, sehe ich mit
Vergnügen durch entscheidende Versuche bestätigt; z. B. die von der
Kraft des magnetisirten Wassers u. s. w. — Und was kann er nicht
werden, wenn kaltblütige und anhaltende Prüfung aufgeklärter Natur
forscher und Aerzte ferner seinen erstaunlichen Wirkungen nachforscht,
und erst alle die Spreu des lächerlich-abergläubischen und theosophischen
Unsinns durchsucht ist, den man vom Magnetismus behauptete, und der
noch gewiss so manches reiche Korn der Wahrheit enthält. In ihm
sehe ich mit einem berühmten deutschen Gelehrten, der, ehemals ein
warmer Gegner des Magnetismus, durch eigene Beobachtung von seiner
Wirksamkeit überzeugt wurde, eins der kräftigsten Mittel, das je zum
Untergange des Aberglaubens erfunden worden ist; in ihm einen Hebel,
viele Uebel von der leidenden Menschheit zu wälzen, die bisher der
Kunst der Aerzte zu schwer waren.
Doch wieder zu dem Aufsatz des Herrn Pastor Nicolai. Wie
kann der Verfasser noch immer von Wunder und Wunderkuren sprechen,
da wir nie mehr, als bisher nicht hinlänglich bekannte Wirkung der
Natur, im Magnetismus fanden und zu finden glaubten, und da wir dies
so wiederholt gesagt haben? Wie kann er aus dem gewiss merk
würdigen Faktum, dass ich nicht dieselbe Wirkung auf Kranke her
vorbringen konnte, als Herr Dr. Wienholt, ein Faktum, das Herrn
Gmelius’ Versuche weiter bestätigen und erklären, schliessen, dass es
mir an Ueberzeugung von der Wirksamkeit des Magnetismus gefehlt
habe? Habe ich denn je gesagt oder behauptet, dass ich festen Glauben
an diese Wirksamkeit für nothwendig halte, wenn sie sich äussern soll?
Ich gestehe es, mir scheint dies nicht ganz das Verfahren eines edlen,
blos auf seine Gründe sich verlassenden Mannes zu sein, dass man seinen
Gegnern Behauptungen unterschiebt, woran sie nie gedacht haben. So
ist es auch ein unnützer Streit, dass man weitläufig beweisen will, man
dürfe seine Meinung öffentlich sagen, ohne sich zu nennen. Niemand
hat dies geleugnet, und wenn Jemand stumpfsinnig genug wäre, dies
nicht einzusehen, so verdiente er keine Belehrung. Bei Bekanntmachung
einer Meinung kommt es nur auf Gründe, nicht auf Namen an; bei
persönlichen Angriffen ist es wenigstens unedel, sich nicht zu nennen,
weil man sich einen Vortheil über seinen bekannten Gegner heraus